Kreativität ist ein Muskel – und wenn Du den Muskel nicht trainierst wird er verkümmern. Fotografie ist für viele Menschen ein Weg kreativ zu sein, ohne sich dem unsichtbaren Korrektur, der immer auf unserer Schulter sitzt, stellen zu müssen. Denn entgegen dem Malen können wir Fehler auf die Kamera schieben, oder sagen: Ich kann nicht malen/zeichnen/was auch immer, deshalb fotografiere ich. Gerade aber dieses Scheitern, die Fehler und das schlechte Umsetzen von kreativen Ideen führt dazu, dass wir und unsere Kreativität wachsen. So die Theorie.
Kreativität Lernen
Kinder haben weniger Filter als Erwachsene, deswegen können sie in kurzer Zeit viel mehr Ideen produzieren als Erwachsene. Sie schämen sich bis zu einem bestimmten Alter auch nicht für Ihre kreativen Arbeiten – sondern zeigen sie voller Stolz. Das kommt als erst durch Sozialisation, Druck und die gute alte Schule. Wenn Du also kreativer sein willst, schalte Deinen inneren Korrektor aus und probiere neue Dinge aus. Mache überbelichtete Fotos, vergiss die technische Perfektion und experimentiere mit neuen Mitteln. Mach Experimente, jetzt so richtige, bei denen es kracht und zischt. Lies ein Buch. Schreibe eine Geschichte. Probiere aus mit zufälligen Zutaten ein Essen zu kochen. Laterales Denken ist der modische Begriff für Querdenken – und eine tolle Problemelösestrategie um neue Ideen zu entwickeln. Probiere es einfach aus. Kreativität erfodert Mut, Lachen, Feedback und den Spaß, oder auch die Frustration, des Scheiterns.
Kreativitätsbremsen
Wenn Du nicht kreativ sein möchtest, mach es so wie viele Fotografen: Denke in Schubladen und verbiete Dir bestimmte Techniken.
- Genau so ist es falsch Dein Model hinzustellen.
- HDR ist mogeln.
- Übertriebene Kontraste sehen fake aus.
- Filter kann jeder anwenden.
- Teure Kameras braucht man nicht, billige machen aber auch keine guten Fotos.
- Objektive sind Glasscherben oder genial.
Kurz gesagt: Fotografen haben viele Ausreden, warum Fotos schlecht sind, Techniken verboten oder Dinge nicht gemacht werden dürfen. Anstatt aus Fehlern, Ideen oder Techniken zu lernen, werden diese verteufelt, beschimpft oder ins lächerliche gezogen. Anstatt zu wachsen und neue Dinge auszuprobieren wird abgeguckt, aber nicht weiterentwickelt.
Das Leben besteht daraus Chancen zu nutzen. Du hast die Chance ein perfektes Foto zu machen, genau wie Du die Chance hast es nachzubearbeiten, bis es nicht mehr wiederzuerkennen ist. Fotografieren ist nicht professionelles Recht haben. Auch wenn es technisch ist und mancher Fotonerd erst die Technik und dann das Bild sieht.
Fotos entstehen im Kopf – oder aus dem Moment
Helmut Newton sagte so schön es ist alles im Kopf, aber ob das alles so ganz der Realität entspricht – Künstler kokettieren auch gerne mal mit Halbwahrheiten. Du solltest erst lernen wie Bilder entstehen, damit Du sie auch wirklich umsetzen kannst, sonst kannst Du ja auch direkt der Werbung glauben die Dir sagt mit einer neuen Kamera machst Du tolle Fotos.
Fotografieren soll Spaß machen, und da hier niemand zu Schaden kommt, heiligt der Zweck die Mittel! Ausnahme, Du wirst für die Fotos bezhalt und dann sollten die Deinen Kunden/Fans/whatever gefallen. Es sind Deine Fotos, hol Dir Tipps, aber lass niemanden sagen: so geht das nicht. Vielleicht geht es für Dich gerade so.
Stellt Dein Ego vor der Tür ab, und ignoriert mal für ’ne Woche was Kritiker sagen, dann bist Du auf einem guten Weg. Optimiere alle Fotos, oder gar keins. Geh analog oder digital, aber geh einfach Deinen eigenen Weg. Schau Dir keine anderen Sachen an, mach Dein Ding. Wie Robert Frost so schön in seinem Gedicht „The Road Not Taken“ schrieb:
Two roads diverged in a wood, and I-
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.
Es erfordert Courage Ed Hardy zu tragen, gerade weil es von sovielen Menschen gehasst wird. Das kann und will nicht jeder, es zeigt Dummheit, Charakter oder einfach nur, dass man auffallen will. Genau deshalb hat die Marke funktioniert. Was zeichnet Deine Bilder aus? Wo eckst Du an, löst Emotionen aus und macht einfach Dein Ding?
Es steht alles im Ying und Yang, finde die Balance, es kann Dich nicht jeder mögen, wenn Du etwas bewirken willst. ALso, was wirst Du in der nächsten Zeit mal ausprobieren das Deine bisherigen Grenzen sprengt? Sei mutig!
Buchrezension zur Kreativität
Kreativität in der Fotografie
Was ist Kreativität? Ein ziemlich weicher, schwammiger und allgemeingültiger Begriff. Kreativität ist es neue Lösungen zu bekannten Problemen zu finden, die nicht sofort offenkundig sind. Ich mag es mentale Modelle kreativ zu interpretieren, darüber schreibe ich aber woanders (siehe Link). Der mitp Verlag hat mir einmal wieder ein Fotobuch zur Buchbesprechung zugeschickt. Der Abschnitt hier kann also eine Rezension sein (so wird das im Print genannt) oder auch als Werbung verstanden werden (wobei ich nicht vom Verlag bezahlt wurde, nur das Buch zur Verfüng gestellt bekomme). Ich gebe hier auf jeden Fall meine Meinung wieder und diese wurde nicht vom Verlag beeinflusst. Vor längerer Zeit hatte ich schonmal Bücher, ein Buch über Portraitfotografie und Fragen und Antworten von Zack Arias. Beides durchaus brauchbare Titel, von denen ich mir Zacks Buch auch selbst gekauft hätte, zumindest auf Englisch und mir die Portraitrezepte aus dem Styleguide gerade für Einsteiger gut gefielen.
Heute halte ich Kreativiät in der Fotografie in den Händen und ich muss sagen, gar nicht schlecht. Das Layout, nunja, sagen wir mal es ging viel grüne Farbe für viele Einzelseiten mit weißen Icon + grünem Hintergrund drauf. Es wurde also am Volumen gearbeitet ohne Inhalte zu schaffen. Das gefällt mir nicht. Die Inhalte sind aber gut. Als jemand mit einem Kunststudium an einer Uni sind mir durchaus 1, 2 oder auch 3 Kreativitätstechniken bekannt und dieses Buch liefert eine schöne Strukturierung für die Fotografie und wie Du aus dem Einheitsbrei der Fotografie etwas herausstechen kannst. Die gewählten Bildbeispiele gehen zwar oft in den Bereich der Fotokomposings und digitalen Bildbearbeitung, aber das ist ok. Schließlich sollte jeder Fotograf die digitale Dunkelkammer beherrschen lernen. Zum Thema des Buches: Das Problem mit Kreativität, viele Menschen glauben entweder:
- sie sind es nicht und können es nicht lernen,
- oder sie glauben das Hilfe in diesem Bereich die eigene Kreativität versaut.
Dem ist selbstverständlich nur bedingt so, was uns Kinder immer wieder offenbaren können. Der Autor Lutz Lungershausen arbeitet in einer Kreativagentur und ist es gewohnt auf Befehl kreativ zu sein. Muss er ja auch, schließlich wird er dafür bezahlt. Das Buch ist gut strukturiert mit Techniken und Kreativmethoden wie: Brainstorming, Ideen-Ping-Pong, Mindmapping, Brainwriting, Kombinieren, Umkehren, Eliminieren, Übertreiben….hierzu verwendet er selbst oft Mindmaps, führt Interviews und legt die Konzepte gut dar, um selbst schöpferisch tätig zu werden und Anregungen für eigene Arbeiten zu liefern.
Zielgruppe:
Fotografen die von der technischen Seite genug haben und eine eigene Bildsprache entwickeln wollen. Ob diese nun von Instagram Platitüden abweicht, der große Wurf wird, oder auch nur eine schlechte Kopie liegt in den Händen des Lesers und seiner Fantasie. Denn wie schon Einstein irgedwann mal anmerkte, Wissen ist begrenzt, Fantasie nicht. Hier der übliche Link zum Buch (mit Affiliate) zu Amazon und der ohne Affilate zur Verlagsseite, falls es Dich interessiert. Ob wie und wo Du das kaufst, das liegt ganz bei Dir. 🙂 Von mir erhält das Buch 4 von 5 Gummipunkten.