Farbkontraste – in Fotografie und Kunst

In der Malerei (Johannes Itten hat diese damals niedergeschrieben) gibt es 7 Kontraste, die natürlich auch in der Fotografie genutzt werden können. Einige dieser Kontraste sind mit der Kamera im Alltag nicht so leicht umzusetzen. Zum Beispiel der Simultankontrast oder der Farbe an sich Kontrast, da hier besondere Elemente gefunden werden müssen, die in der Natur nicht so häufig vorkommen. Andere Kontraste gehören zum Standardrepertoire, wie der Hell-Dunkel-Kontrast, der Kalt-Warm-Kontrast oder der Komplementärkontrast. Auf jeden Fall sind Kontraste eine tolle Übung um Fotografieren zu lernen und etwas weg von der technischen Fotografie, mehr zum Sehen und der kreativen Gestaltung zu kommen.

Hell-Dunkel-Kontrast

Hell-Dunkel-Kontrast
Der Hell-Dunkel-Kontrast kommt sowohl bei den häufig als unbunt bezeichneten Farben Schwarz, Weiß und Grau als auch bei den Buntfarben vor. Man bezeichnet damit den Kontrast, der durch die unterschiedliche Farbhelligkeit zweier Farben entsteht. Wie Du in diesem Foto siehst, leuchtet der hier portraitierte Kämpfer Nicolas Renier förmlich vor dem schwarzen Hintergrund.

Kalt-Warm-Kontrast

Kalt Warm Kontrast
Der Kalt-Warm-Kontrast bezeichnet die unterschiedliche Empfindung von Menschen beim Anblick von Farben und die Verwendung dieses Kontrastes als Stilmittel. Auf dem Beispielfoto siehst Du, dass die blaue Farbe des unscharfen Weges Dich ein bisschen frösteln lässt, sich das Foto aber im oberen Teil direkt wieder aufwärmt. Da die blaue Farbe aber das Bild dominiert, hat es insgesamt ein etwas kälteres Gefühl.

Farbe an sich Kontrast

Der Farbe-an-sich-Kontrast wird auch Farbton-Kontrast genannt, da hier die Farbe in dem Ton Ihrer stärksten Leuchtkraft verwendet werden. Dieser Kontrast wird zum Beispiel für Warnschilder verwendet, oder um die Aufmerksamkeit besonders stark zu lenken. Unterschiedliche Farben haben eine unterschiedliche Leuchtkraft. Die intensivsten Farbe-an-sich-Kontraste werden mit ungetrübten Farben wie Primärfarben, Sekundärfarben oder Spektralfarben erreicht. Werden die Farben gebrochen, also Tertiärfarben verwendet, nimmt die Kontrastwirkung ab.

Qualitätskontrast

Der Qualitätskontrast, auch Intensitätskontrast genannt, ist ein Kontrast, der zwischen gesättigten, leuchtenden Farben und stumpfen, trüben und gebrochenen Farben entsteht, also durch Unterschiede in der Farbqualität, nicht durch Unterschiede bezüglich der Flächenanteile, wie der Quantitätskontrast. In der Perspektive entspricht er der Luftperspektive.

Quantitätskontrast

Der Quantitätskontrast, auch Mengenkontrast genannt, beruht, im Unterschied zum Qualitätskontrast, auf der Gegenüberstellung verschieden großer Farbflächen. Wenn diese in bestimmten Verhältnissen vorliegen, ist die optische Wirkung der Farben gleich intensiv und wird daher als harmonisch empfunden. Dabei ist die Wirkungskraft einer Farbe erstens von ihrer Leuchtkraft und zweitens ihrer Fleckengröße abhängig. Beispielsweise entspricht ein Teil Orange zwei Teilen Blau und ein Teil Gelb etwa 3 Teilen Violett. Rot und Grün entsprechen sich in gleichen Anteilen. Diese harmonischen Quantitäten ergeben statisch ruhige Wirkungen. Somit wird der Quantitätskontrast durch die Verwendung der harmonischen Farbmengen neutralisiert. Der Quantitätskontrast ist im eigentlichen Sinn ein Proportionskontrast.

Komplementärkontrast

Beispiel Komplementärkontrast

Komplementärkontrast Beispiel – Foto Johannes Plenio

Der Komplementärkontrast ist der subjektive Kontrast, der zwischen zwei komplementären Farben entsteht. Komplementäre Lichtfarben löschen sich gegenseitig aus, wenn sie gemischt werden. Sie ergeben in ihrer Mischung ein neutrales Grauschwarz. Ein bekanntes Beispiel sind rote Haare vor grünem Hintergrund.

Komplementäre Farbpaare sind:

  • Gelb und Violett
  • Blau und Orange
  • Rot und Grün

Simultankontrast/Sukzessivkontrast

Simultankontrast ist eine von bestimmten primären Pigmentpaaren gleichzeitig (simultan) ausgelöste Kontraststeigerung der empfundenen Farbintensität. Kurz und verständlich: Ein und dieselbe Farbe wirkt unterschiedlich, z.B. vor einem dunklen Hintergrund heller und vor einem hellen Hintergrund dunkler, auch verändert sich die Farbintensität und eine Farbe wirkt farbiger oder unbunter. Länger, wo und warum das so ist:
Die Farbwirkung nebeneinandergesetzter ungemischter Pigmente ist also stärker als die Farbe der einzeln dargebotenen oder gar gemischten Pigmente. Physikalisch identische Reizursachen können in Abhängigkeit vom Kontext unterschiedliche Wahrnehmungen auslösen. Sukzessivkontraste (auch Nacheffekte oder Nachbilder) bei der Farbwahrnehmung entstehen durch die Anpassung des Auges gegenüber bestimmten Lichtreizen der Netzhautrezeptoren. Dabei verbrauchen sich die Pigmente für eine der drei Grundfarben, der das Auge für längere Zeit ausgesetzt ist, so dass die neuronale Reaktion immer schwächer wird. Durch diesen Umstand befindet sich das entsprechende Komplementärfarbensystem nicht mehr im Gleichgewicht, was zur Folge hat, dass die Gegenfarbe des ursprünglichen Reizes erscheint.