Fotokritik und Bildbesprechung

Bildbesprechungen und Fotokritik

Im Internet eine Kritik zu erhalten, die Dir weiterhilft ist gar nicht leicht. Entweder Du ertrinkst im Lob und Facebook-Likes, oder es kommen die Internet-Trolle die Neid und Frust an Deinen Bilder, am besten anonym ablassen.

Schlechte Fotokritik und Beschimpfungen im Internet

Toys. Gadgets sind ja des Fotografen Liebling, Toys hingegen alle anderen Fotografen, die man nicht so mag. Gerade die werden ja mit keinem guten Wort gewürdigt. Der Begriff Toy ist mehr als nur das englische Wort Spielzeugs. So sagt uns das Urban Dictornary: Ein Toy ist ein Graffiti-Künstler der noch keinen Stil entwickelt hat und seine Werkezeuge nicht kontrollieren kann. Oft wird dieser von „erfahrenen“ Writern gemaßregelt, die neben seine Schriftzüge Toy schreiben! Kurz: so richtig vorpupertäre Selbstdarstellung. Ich bin toll, Du nicht. Findest Du auch auf facebook, flickr und 500px.

Kommt man aus der Pubertät und hat ein Hobby wie die Fotografie, ändert sich daran nicht viel. Der gute Ton im Internet ist der des Flamewars. Erwachsene Männer (natürlich auch Frauen) regen sich über Dinge auf, die vollkommen unwichtig sind und bilden wie schon auf dem Schulhof Cliquen.

Wer seine Pubertät ohne das Internet durchlaufen hat, braucht wohl etwas länger um einen ruhigen und gepflegten Sprachstil in der digitalen Welt zu erwerben. So scheint ist es immer wieder erstaunlich wie schlimm HDR ist, warum man den Kontrast und die Schärfe nicht übertreiben sollte und dass dies doch alles nach Fotograf XY aussieht. Achja und welche Einstellungen hast Du da gehabt? Massig Dogmen, die pur kaum zu ertragen sind, mit Wasser verdünnt werden müssen, damit sie überhaupt Platz für Kreativität lassen, denn eigentlich ist alles verboten. Naja vllt. darf man noch auf den Auslöser drücken, aber bitte mit Stativ, ohne Nachbearbeitung und mit ISO 100, sonst ist das „falsch“. Und wehe Du kannst nicht die Einstellungen runterbeten mit denen das Foto gemacht wurde, oder Du benutzt nicht auf das Histogramm.

Erstmal ein Geheimnis: man fotografiert immer mit einer Kamera. Da kommen immer Fotos raus, und erst wenn jemand da was wirklich neues schafft, das nichts mit Fotos zutun hat, lohnt es sich zu sagen: Wer hätte das gedacht? Das gabs noch nicht! Solange Fotografen aber nur mit Licht malen, tjo… da machen wir alle mehr oder minder… Fotos.

Und worauf läuft dieser nun doch schon lange Einleitungstext hinaus? Auf ein paar wichtige Grundregeln im Umgang mit Kritiken im Internet!

Ein Hoch auf die Bildbesprechung – nieder mit der Fotokritik

Wir möchten gerne wissen wo wir stehen, wer will das nicht? Die Unsicherheit, die mit dem Prozess des Erschaffens kommt, ist riesig und nicht jeder hat ein überdimensionales Ego um immer: TOTAL GEIL! über seine eigenen Arbeiten zu sagen. Nicht jeder „Kritiker“ hat Ahnung, noch sollte man auf jeden hören. Hier sind ein paar der Kritiker über die ein Fotograf im Internet stolpern kann.

  1. Der wichtigste Kritiker bist Du selbst. Was Dir nicht gefällt, taugt nur wenig, selbst wenn andere es lieben. Leider ist man manchmal Betriebsblind, von daher ist Input von anderen wünschenswert.
  2. Vertraue Deiner Familie im Bezug auf Deine Fotos nicht bedingungslos, die sind nämlich voreingenommen. Cool wenn sie es mögen, aber … pssst … sie sind voreingenommen, daher nicht zwangsläufig objektiv. 😉
  3. Flickr… gibt Dir kaum ehrliches Feedback, da jeder damit beschäftigt ist seine eigenen Fotos zu posten.
  4. Ein eigenes Portfolio hilft, wenn es von Blogs und Internetseiten verlinkt wird oder Du Interviewanfragen kriegst, kannst Du davon ausgehen, dass Deine Fotos gefallen.
  5. Kritik von Menschen, deren Kritik Dir etwas bedeutet. Andere Fotografen, Kunden, Fans… Menschen die entweder etwas von Bildern verstehen [und deren Arbeiten Du auch gut findest!], oder die dazu bereit sind Geld für Deine Bilder auszugeben.
  6. Kritik von selbsternannten Guru’s = Nutzlos. Im Kampfsport sagt man „Styles make Fights“, gleiches gilt für die Fotografie. Künstlerische Visionen unterscheiden sich und so beschränken sich viele Fotografen auf die technische Umsetzung, da diese leichter zu begründen ist. Jemand der Dir selbst eine Kritik aufdrückt ohne das Du gefragt hast hat zuviel Zeit, die er lieber darauf verwenden sollte selbst endlich mal gute Bilder zu machen.

Bildbesprechungen helfen Dir weiter. Sie sind ein Dialog, untersuchen Deine Bildsprache auf vielschichtige Weise, von der Bildkonstruktion über Bildintention zum individuellen Stand auf Deiner Reise durch die Fotografie. Wenn Du selbst schon weiter auf Deiner Reise der Fotografie fortgeschritten bist und damit Dein Geld verdienst ist es wichtig Dir Feedback von anderen Fotografen, Auftraggebern oder Kunstkritikern zu verschaffen, denn nur so wirst Du weiterwachsen.
Fazit: Die beste Kritik könnten Aufträge, Ausstellungen und das Lob Deiner Kollegen sein. Auch Neid ist oft ein Zeichen von Erfolg. Wie Du Deine Bilder aber verbesserst hilft Dir dabei nicht.

Tipps zur Bildanalyse

Wenn Du selbst Deine Bilder besser verstehen möchtest – und was Du verbessern kannst, hilft Dir vielleicht dieser Fragenkatalog:

  • Was gefällt mir?
  • Was gefällt mir nicht?
  • Was ist auf dem Bild zu viel?
  • Würde eine andere Brennweite besser passen?
  • Was möchte ich mit dem Bild aussagen? Gelingt mir das?
  • Welchen Spielraum gebe ich dem Betrachter?
  • Was ist mein eigener Zugang?
  • Wie kann ich dieses Bild beim nächsten Mal noch besser machen?

In unserem Fotoclub Newsletter besprechen wir regelmäßig Bilder. Nutze diese Chance um entweder mitzumachen, oder an der Analyse von anderen Bildern zu wachsen.