Im heutigen Interview haben wir Pixeldreamer, der schon seit 2007 sein eigenes Fotoblog betreibt, in dem er immer offen und ehrlich seine vor und nach der Dunkelkammer Fotos präsentiert.
Hi Klaus, vielen bist Du wahrscheinlich besser als Pixeldreamer bekannt. Erzähl uns doch bitte in einem kurzen (Ab-)Satz etwas über Dich und Dein Leben mit der Fotografie.
Die Fotografie begleitet mich seit über 4 Jahrzehnten. Ich habe damals schon gleich mit einer Spiegelreflexkamera begonnen, eine Minolta SRT 101. Alles manuell einstellen, herrlich, ich erinnere mich gerne daran. Bis Mitte der 90 Jahre haben sich Tausende von Dias angesammelt. Ich kann es nicht erklären, irgendwann habe ich gar nicht mehr fotografiert. Die langweiligen Diaabende an denen man permanent mit dem Schlaf gekämpft hat haben diesen Prozess vielleicht beschleunigt.
Mit Begin des digitalen Zeitalters habe ich wieder angefangen zu fotografieren, anfänglich mit einer Canon IXUS. Ich fand es klasse das Ergebnis gleich am Monitor zu Hause betrachten zu können. Der ernsthafte Einstieg in die digitale Fotografie war einem andern Umstand geschuldet , dazu später mehr. Fotografie ist für mich ein reines Hobby, eine von vielen Möglichkeiten der eigenen Kreativität Ausdruck zu verleihen.
Du betreibst Dein Blog seit 2007, also ca. dem Zeitpunkt zu dem Du Dir eine DSLR zugelegt hast. Hat Dir Dein Blog beim Meistern der Kamera geholfen? Oder wie sonst hat Bloggen Dein Leben beeinflusst?
Nein, der Blog war mir keine Hilfe mit der Kamera umzugehen. Die Basics der Fotografie und ihre physikalischen Gesetze waren mir schon lange zuvor bekannt. Die Motivation einen eigenen Photoblog zu betreiben hatte einen anderen Ursprung, versprochen, ich komme gleich darauf zu sprechen. Ich würde mich nicht als Blogger in eigentlichem Sinne sehen, dafür schreibe ich zu wenig. Die Zeit lässt das neben all den Verpflichtungen einfach nicht zu. Ich bemühe mich pro Woche ein Bild zu veröffentlichen, mehr ist oftmals einfach nicht drin.
Es gibt eine Handvoll Bloggs und Communities die ich in regel- bzw. unregelmäßigen Abständen besuche um meinen Horizont zu erweitern und Ideen für eigene Bilder zu sammeln. Zum Beispiel 500px.com, Stilpirat.de, foto-radar.de, krolop-gerst.com um nur einige zu nennen. Meist bin ich dort jedoch passiv, sprich ich lese nur.
Die ersten Posts Deines Blogs sind extreme HDR Bilder, Du bist über die Jahre dezenter geworden, aber Deine Bilder immer ausdrucksstärker. Wie hast Du Deine Fotografie und Postproduction „verbessert“? Workshops, Lesen oder einfach nur viele Bilder machen und ausprobieren?
HDR, das ist das Zauberwort mit dem 2007 alles begann. Ich glaube ich bin damals durch Zufall auf Spiegel.de über eine Bildserie gestoßen. Ich saß mit offenem Mund da und habe mir gedacht, das will ich auch mal versuchen. Eine digitale Kompaktknipse ist damit überfordert, deshalb fiel die Entscheidung pro DSLR nicht schwer. Meine fotografischen Wurzeln haben die Entscheidung vereinfacht da Blende, Verschlusszeit oder ISO alles keine Fremdwörter waren. Sprich die Umstellung auf digitale Technik war überhaupt nicht zeitaufwändig.
Du hast das gut erkannt mit meinen ersten Postings. Anfangs war das wirklich sehr extrem, reflektierend würde ich sagen zu extrem. Manchmal war ich schon versucht die Bilder zu löschen, aber nur so kann man auch eine fotografische Entwicklung verfolgen. Wie so oft im Leben, alles Extreme verliert sich mit der Zeit und man erdet sich wieder, so war das auch bei mir, und das ist gut so. Es gibt auch heute noch Situationen wo durch HDR ein Bild gewinnen kann, aber nur wenn man die Technik dezent und sinnvoll einsetzt. Der Devise folgend, im Tonemapping Dialog alle Regler an den Anschlag, kann ich heute absolut nichts mehr abgewinnen. Ich greife heute lieber zur Bildmontage von unterschiedlich belichteten RAW’s mit Hilfe von Ebenenmasken in Photoshop.
Ich habe nie einen Workshop besucht oder ein Buch gelesen, zumindest nicht vollständig. Ein einziges Buch von Steve Caplin – Fotomontagen mit Photoshop – habe ich mir gekauft, aber nur teilweise gelesen. Ich halte es da eher mit Learning by doing. Anfangs habe ich im Netz Tutorials angeschaut, auch über das Forum von Calvin Hollywood, creative-nonstop.com, habe ich mich mit verschiedenen Techniken auseinandergesetzt. Irgendwann erreicht man jedoch ein Stufe wo man selbst ausprobiert weil man die Hintergründe und Zusammenhänge besser versteht.
Eine gute Beobachtungsgabe als auch die Fähigkeit ein Bild zu analysieren ist meines Erachtens eine der wichtigsten Voraussetzungen um sich fotografisch weiterzuentwickeln. Ich denke das kennt jeder, es gibt Bilder die einem besonders ansprechen oder die man länger als eine Sekunde betrachtet. Hier versuche ich herauszufinden was mich besonders angesprochen hat. Lichtsituation, Bildaufbau, Farbgebung, Bildaussage oder welche Stimmung es bei mir ausgelöst hat. Wenn man das herausfinden und formulieren kann ist der Schritt es auf die eigene Fotografie zu projizieren nicht mehr weit. Trotz digitalem Zeitalter versuche ich mir vor dem drücken des Auslösers Gedanken zu machen was ich auf den Sensor bannen möchte. Für mich ist das eine der Grundbedingungen denn ein wirklich gutes Bild entsteht häufig zuvor im Kopf. Gutes Equipment unterstützt, aber es macht nicht automatisch ein gutes Bild. Mein Standardspruch: Der wichtigste Teil des Fotoapparates sitzt zwischen beiden Ohren.
Wie sieht Dein kreativer Workflow aus? Wie ist das Verhältnis von der Aufnahme zur digitalen Dunkelkammer? Was für Programme/Plugins verwendest Du so?
Jedes Bild durchläuft Lightroom (LR). Ich nutze es seit der 1. Version. Hierüber verwalte ich meine Bilder. Da ich nur in RAW fotografiere läuft die RAW Entwicklung ebenfalls über LR. Ich mag das Spiel mit virtuellen Kopien und Presets in LR. Das ein oder andere Bild entwickle ich nur in LR, das meiste jedoch wandert in meine digitale Dunkelkammer Photoshop. Insbesondere aufwändigere Composings lassen sich nur hier rüber vernünftig realisieren. Das Verhältnis Aufnahme / Entwicklung ist von mehreren Faktoren abhängig. Nur LR, dann geht das meist innerhalb von 5 – 10 Minuten. Bei Composings liegt das Verhältnis eindeutig auf Seite von Photoshop.
Weitere Plugins nutze ich nicht. In HDR Zeiten habe ich Photomatix benutzt, doch das verstaubt auf meiner Festplatte, habe ich glaube ich vor drei Jahren das letzte Mal benutzt. Wenn man sich in Photoshop etwas besser auskennt benötigt man eigentlich keine Plugins. Die Möglichkeiten durch verschiedene Techniken sind sehr vielfältig. Der einzige Vorteil den ich bei Plugins sehe, Anfänger kommen schneller ans Ziel.
Wenn Du einem Anfänger einen Tipp geben kannst, der seine Fotos sofort verbessern würde, welcher ist das?
Fotografisch: lerne Bilder zu analysieren.
Postprocessing: Befasse Dich mit Gradationskurven in LR und Photoshop, ein mächtiges Werkzeug. Eine kleine S-Kurve und schon kann man den Kontrast eines Bildes merklich aufbessern. Als zweites würde ich unter LR den Korrekturpinsel/Verlauf und unter Photoshop Dogde/Burn (malen mit Schwarz oder Weiss auf einer neutralen Grauebene im Ebenenmodus Ineinanderkopiern oder weiches Licht) als Schlüsseltechnik für mich bezeichnen. Dadurch kann ich punktuell Kontraste anpassen. Ich glaube kein einziges meiner Bilder kommt ohne dieser Techniken aus.
Dich packt öfters das Reise Fieber: Rom, Toskana, Amerika. Wo hast Du die schönsten Motive gefunden? Planst Du Deine Reisen für Fotomotive? Welche Ziele stehen noch auf Deiner Liste?
Schönste Motive, das kann ich so nicht beantworten. Alle Reisezeile hatten ihren Reiz da ich mich im Vorfeld damit auseinandergesetzt habe. Ich lasse mich gern von Fotos im Netz inspirieren, oder manchmal gehe ich auch in eine Buchhandlung und blättere Bildbände durch. Ziele, da stehen noch eine Menge auf meinem Wunschzettel, bin mir aber nicht sicher ob sich auch alles realisieren lässt. Architektur: Dubai, Stockholm (U-Bahn). Städte: Vancouver, Wien, San Francisco und immer wieder NYC. Landschaft: Dolomiten, Bretagne, Cornwall, Skandinavien, Island, Namibia und etwas weiter weg Patagonien und Neuseeland.
Bei ein paar Milliarden Fotos im Netz, wie siehst Du Zukunft für Fotografen? Und was kann ein einzelner noch machen, um in diesem Meer wahrgenommen zu werden? Dein Blog hat zu dem Zeitpunkt des Interview 1291036 Besucher, mehr Menschen als die gesamten Einwohner von Köln haben Deine Fotos gesehen.
Ich glaube ich muss den Besucherzähler bei Gelegenheit mal entfernen. Der meiste Traffic wird durch unerwünschte Spider und Robots erzeugt die sich nicht an Einträge einer robots.txt halten und selbst IP-Sperren einer htaccess gezielt umgehen.
Zum Glück muss ich mich nicht zu tiefgehend mit dieser Frage beschäftigen, ich lebe nicht von meinen Bildern. In Zeiten in denen sich jeder der einen Auslöser durchdrücken kann als Fotograf bezeichnen darf (ist meines Wissens kein geschützter Begriff) ist das schwierig. Das ist die Kehrseite der digitalen Revolution. Tagtäglich wird das Netz durch Massen von digitalem Material geflutet, nicht immer sehenswert.
Ich bewundere Fotografen die sich durchgekämpft haben gleichzeitig aber auf dem Teppich geblieben sind. Von der Sorte gibt es zum Glück einige. Bis man in der Szene einen Namen hat benötigt man vieles auf einmal. Extrovertiertheit, Mut, Kompetenz, Ausdauer und sehr sehr sehr viel Glück. Ich möchte nicht wissen wie viel Zeit durch Selbstvermarktung und Aktivitäten in Social Networks drauf geht die man gern sinnvoller für die persönliche Weiterentwicklung einsetzten würde. Ich bin aber überzeugt, zum Schluss setzt sich Qualität auf hohem Niveau gegen die Masse durch. Man sollte einen eigenen Stil entwickeln und notfalls auch gegen den Strom schwimmen. Zudem immer offen sein für Neues und nicht zu sehr auf eine Richtung fokussiert sein. Überrasche deine Betrachter. Leicht dahergesagt ich weiß. Aber man kann noch so professionell etwas fotografieren, auf Seite 50 nach Bild 1245 langweilt es dann doch., wenn es immer wieder das gleiche ist.
Nenne uns bitte ein Buch, welches das Leben unserer Leser verändern wird. Egal ob Roman oder Sachbuch.
Weder ein Roman oder Sachbuch, die Bibel. Ganz ernst gemeint.
Welche Frage hätten wir Dir noch stellen müssen? Und was ist die Antwort?
Wie wir auf Deinen Blog aufmerksam geworden sind? Im Kreis der bisher interviewten Fotografen komme ich mir sichtlich deplaziert vor. Und die Antwort darauf müsst Ihr mir geben. 😉
[Wie genau, dass ist zulange her. Ich glaube die Fotos die hier in dem Artikel gefeatured sind sprechen eine andere Sprache und das viele Leser von Dir lernen können 🙂 ]
Trotzdem Danke, hat mir Spaß gemacht Eure Fragen zu beantworten.
Alles Gute für Euch .. und ab sofort hat der Pixeldreamer ein neues Lesezeichen in seinem Browser.
Vielen Dank für Deine Zeit und viel Glück mit all deinen zukünftigen Projekten.