Was ist Kunst?

Was ist Kunst

Kunst ist Kunst und der Begriff ist frei, warum also darüber schreiben? Da das Wort Kunst so viele Bedeutungen hat – und da Du vielleicht gerne ein Künstler sein möchtest, ein paar Gedanken zum Kunstbegriff. Die Kunst in Deutschland, Europa und dem Rest der Welt ist eine Wertanlage in kultureller Form.

Definition Kunst

Wann ist etwas Kunst? Kunst im Volksmund ist das kreative Arbeiten mit Material. Bereiche der Kunst sind im Allgemeinverständnis Malerei, Zeichnung, Fotografie, Skulpturen oder Werke wie die Konzeptkunst, Installation und Perfomance, die für Außenstehende oft seltsam anmuten. Vielleicht ist Kunst auch noch ne schöne Vernissage mit Sekt.

Kunst, wie auch die Kunstfotografie, entsteht im sogenannten Diskurs. Dies sind Werke von Künstlern, die im Kanon besprochen, von Händlern gehandelt, oder in Ausstellungen und Museen ausgestellt werden. Das ist die sogenannte Bildende Kunst, die vielleicht irgendwann in Geschichtsbüchern, Feuillton oder im Kunstunterricht besprochen wird. Sie wird von Eliten definiert und als Wertanlage gehandelt und nicht (nur) gekauft, weil die Kunst gefällt.

Wie wirst Du Künstler oder Künstlerin?

Ist das Kunst?

Ist das Kunst? Magritte in der Streetart, Kunst oder Schmiererei?

Künstler kannst Du Dich jederzeit nennen, die Bezeichnung ist so frei wie die des Fotografen, aber ob Du (gute) Kunst machst oder als Künstler wahrgenommen wirst, kannst Du nicht selbst bestimmen. Vielleicht sind Deine Werke nett, schön, handwerklich gut, langweilig, plakativ, platt, kitischig oder auch gut. Den ersten Zugang erhältst Du in der Regel durch eine Mappe an einer Kunsthochschule, das wäre der klassische Weg (für viele leider auch direkt in HarzIV).
Handwerklich perfekt ist nicht unbedingt Kunst. Schön ist nicht unbedingt Kunst. Kunsthandwerk ist definitiv nicht Kunst, sondern Handwerk.
Bildende Kunst ist elitär. Das teuerste Foto der Welt kann sich auch fast niemand im Original leisten. Streetart ist auf andere Art elitär. Es gibt auch die angewandte Kunst, diese hat einen praktischen Nutzen, sei es Design, Kunsthandwerk, Architektur oder Mode.

Was ist gute Kunst?

Für Künstler gibt es, wenn sie „echte“ Kunst machen, eigentlich nur 4 Regeln:

  1. Der Motor der Kunst ist die Innovation.
  2. Mach Deine Kunst gut.
  3. Kannst Du es nicht gut machen, mach es groß.
  4. Kannst Du es nicht groß machen, mach es rot.

-wiederholen-

Schön, dass dies nicht nur von einem Dozenten, der inzwischen Professor für Kunst ist, in meinem Kunststudium erzählt wurde, sondern Punkt 3 anscheinend auch für Fotografen gilt. So zumindest sagte Marc Hauser 2014: “If you can’t do it right, do it big.” und der muss es wissen, schließlich hat er schon für das Rolling Stones Magazine, Pepsi oder den Playboy fotografiert.

Künstlerisches Auge entwickeln

Künstler oder Handwerker? Gehen wir mal einen Moment davon aus, dass nur wenige Fotografen sich lieber mit der Technik beschäftigen und mit Objektivwerten und Belichtungszeiten eine Ehe eingehen, sondern auch gerne Kunst produzieren möchten. “Perfektion ist langweilig”.
“Perfekte” Aufnahmen, retouchieren bis auch jedes Gesicht faltenfrei und gleich gemacht worden ist, sind für den Löwenanteil der Werbung sinnvolle Strategien. Kunst ist ein Kanal um Fragen zu stellen, nicht um oberflächliche Bedürfnisse zu befriedigen. Fragen an den Betrachter, das Hinterfragen von Gegebenheiten oder auch nur die Frage: WARUM? Oder vielleicht auch um sich dem ganzen Prozess der Verwertbarkeit zu entziehen, um umso interessanter zu werden. Unsere Gesellschaft ist eine Gesellschaft der Massenindividualität. Warum sonst verkaufen wir unsere Privatsphäre an soziale Netzwerke. Warum geben wir unsere Daten in Facebook ein & benutzen einen Service wie GoWalla oder Foursquare und rauben uns jede Überraschung auf einer Reise? Transparenz? Sicherheit?

Künstler stellen Fragen. Fragen an sich selbst, an die Betrachter und Besucher, an Sammler, die Gesellschaft, praktisch an alle, die mit einem Kunstwerk in Berührung kommen. Ohne Künstler keine Kunst. Egal ob man den minmalistischen Ansatz verfolgt und alles reduzieren möchte, oder ob man alles übertreibt, es muss einfach von INNEN kommen.

Was ist schlechte Kunst?

Was ist Dein Weg in der Kunst?

Was ist Dein Weg in der Kunst?

Stell Dir den Künstler als Trichter vor, dieser sammelt (Erfahrungen, Ideen, Konzepte, etc.), dechiffriert diese Dinge in seinem Kopf (vllt. auch Herz), setzt sie künstlerisch um und stellt sie zur Diskussion in den öffentlichen Raum. Stereotypen, Gefälligkeit und Nachahmung haben deshalb so einen geringen Wert: egal ob Fantasy, Goth Chick, Stockfotos, oder andere Stereotype “Kunstwerke”. Die meisten Fotos sind entweder Handwerk oder Reproduktionen von Bildern und Ideen, die wenige relevante Fragen stellen und bei dem Betrachter wenige Fragen auslösen, da sie nicht hinterfragen sondern zuviele ungefragte Antworten geben.
Beispiel: Ein Fantasy Bild mit einem Krieger und ein paar Schlangen, einer halbnackten Frau auf einem Haufen toter Gegner reckt sein Schwert in den Himmel. Du kannst es Dir jetzt schon leicht vorstellen. Alles lässt sich schnell erschließen und verliert schnell an Spannung, außer Du findest eine sehr eigene Herangehensweise.

Was ist also Schönheit, die sowieso im Auge des Betrachters liegt, wirklich wert? Nicht viel. Oscar Wilde sagte schon vor über 100 Jahren sehr treffend:

The moment you think you understand a great work of art, it’s dead for you.

Wiederverwertbarkeit. In einer Aufmerksamkeitsökonomie, also in einer Gesellschaft mit wenig Zeit und zu viele Informationen, sind für viele Künstler kurze Wege zu mehr Likes & Shares ein Zeichen von Erfolg, oft aber nur ein Lob an ein sexy Model oder eine herausragende Landschaft. Sich mit Lob zufriedengeben verleitet uns das Risiko nicht mehr zu wagen. Neue Wege müssen erst entdeckt und nachvollzogen werden. Vielleicht verstehen die Betrachter die Inhalte auch erst mit viel Arbeit, oder gar nicht. Geschichten die mit dem Holzhammer erzählt werden oder eine plakativ einfach zu entschlüsselnde Bildsprache machen das Erlebnis Kunst, sei es im Film, Ton oder Bild, zu einem passiven Konsum, der nur wenig Aufmerksamkeit erfordert und kaum nachhaltigen Wert hat.

Für Seth Godin geht es bei seiner Definition von Kunst nicht um das Kunstwerk, sondern um den Künstler, der den Mut hat Widerstände zu überwinden und etwas zu erstellen, was [abstrakten] Wert hat. Ein legitimer Ansatz, bis auf den Betrachter, der außen vorgelassen wird. Ohne Betrachter und sprechen über Kunst, ist Kunst keine Kunst, sondern ein Bild. Ein Foto. Eine Zeichnung. Das Zauberwort heißt hier in Fachkreisen Diskurs, sollte aber in Zeiten des Internets weit weniger Elitär betrachtet werden, da es seit der Streetart nicht mehr nur um Geld geht und Aufmerksamtkeit einen (fast) ebenso hohen Wert hat.

Welche Fragen stellst Du mit Deinen Bildern? Welche Fragen stellen Deine Betrachter? Was ist Dein Anspruch an Dich selbst?

Fazit:
Halte Dich nicht zu lange damit daüber nachzudenken was Kunst ist auf: Mach lieber Etwas und schaffe neue Werke, anstatt darüber zu diskutieren was andere machen oder was Du machst. Kunst ist Kunst und ist am Ende des Tages frei, also steht es auch Dir frei Kunst zu machen. Schau Dir viel an, lerne woher die Ideen kommen, warum es Kunst gibt und werd aktiv.