Warum Aktfotos keine Kunst sind

Hier wird heute mal mit einer weitverbreiteten Ausrede aufgeräumt. Aktfotos, z.B. solche die im Schaufenster vieler Fotostudios hängen, sind keine Kunst. Wikipedia ist da etwas weniger streng: „Als Aktfotografie bezeichnet man ein Genre der künstlerischen Fotografie“, es geht noch weiter:

Die Gestaltung von Akten ist wie die von Porträts hohe Schule der Fotografie. Neben technischen Fertigkeiten und einem gekonnten Umgang mit dem Licht als Gestaltungsmittel verlangt sie vom Schaffenden auch die Fähigkeit der Kommunikation und das Vermögen, eine positive Beziehung zu seinem Modell aufzubauen.

Klar, der Text ist schön geschrieben, aber eigentlich nur übers Handwerkszeug. Schlimmer noch, mit Menschen sprechen ist das 1×1 der Menschenfotografie, also eigentlich jetzt mal so gar nix künstlerisches. Ne Beziehung aufbauen? Ich glaube da würden sich so manche Freunde/Freundinnen der Modelle freuen. Ich dachte es geht nur um Kunst?

Definition der Kunst ist Innovation, künstlerischer Diskurs und uhm nunja, sorry, aber Künstler zu sein. Ein gesellschaftliches Produkt, auf das nur eine Gruppe und kein Einzelner Einfluss hat. Ansonsten hat man ein Hobby. Man malt gerne, oder macht halt Fotos, und das ist ja auch O.K. Das führt uns zu der Gleichung:

Keine Innovation + kein Diskurs = kein Künstler, also keine Kunst. Q.E.D. So einfach ist das.

Der Motor der Kunst ist die Innovation

Bei den meisten Aktfotos die gemacht werden, wird ganz, ganz toll mit Licht gespielt, so in Schwarz-Weiß ne, wie in Wikipedia beschrieben. Wenn es dann doch mal etwas ganz besonderes sein soll, wird ein Color Key über das Bild geklatscht. Für mich hat Aktfotografie immer den faden Beigeschmack von Fotografen, die dieses Outlet „Aktfotografie“ dazu benutzen, mal künstlerische Fotos zu machen, obwohl sie eigentlich nur ’nen nackten Arsch sehen wollen. (Woran jetzt ja auch nicht zwangsläufig etwas auszusetzen ist.) Dazu kommen Modelle, die sich einfach gerne irgendwo nackt zeigen wollen, oder damit Kohle von Fotografen haben möchten, die sie mal fotografieren nackt sehen möchten.

Ja, es gibt auch gute Aktfotografie, wobei die Bezeichnung Akt für mich eher dieses Pseudokunstgefühl anhaftet, und genau dieses führt bei mir zu einem Reflux und musste geklärt werden. „Es gibt gute Fotos, sogar in monochrom, von nackten Menschen“ ist treffender. Der gefühlte Anteil von 10% macht für mich den Braten nicht fett. Und die Innovation ist bei den meisten irgendwo bei Eugène Durieu stehen geblieben. Und wenn Ihr trotzdem Bock auf Aktfotografie habt, lasst Euch von diesem Post bloß nicht abhalten, denn Eure Fotos sind Eure Spielwiese, nicht meine. 🙂

Wer mehr zu dem Thema: „Was ist [gute, oder auch schlechte] Kunst“ erfahren will, findet in diesen beiden Büchern eine Menge Antworten.

6 Kommentare

  1. Pingback: Was ist Kunst? Ein Erklärungsversuch

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