Ab wann kann ich für Fotos Geld nehmen? [als Fotograf durchstarten 1/12]

Heute ist die erste Episode von 12 Episonden von „Als Fotograf durchstarten“. Fotograf ist der (Alp)Traum-Beruf von vielen. Egal was für ein Equipment Ihr habt und an welchem Punkt Ihr gerade seid, da es in Deutschland inzwischen jedem offen steht sich Fotograf² zu nennen, gibt es eigentlich keine Hindernisse mehr, die von der rechtlichen Seite her im Weg stehen. Also ab damit auf die Visitenkarte, vielleicht kommen dann ja direkt die Aufträge ins Haus geflattert, aber vielleicht auch nicht! 🙂

Wir werden mit Mythen aufräumen, das Berufsbild etwas entzaubern (oder mit Magie versehen, denn jeder fast jeder Berufsfotograf heult ja heute wie schwer es doch ist), und am Ende steht die Frage, ob es die Fotografie wirklich wert ist all den Stress auf sich zu nehmen. Mancher will sich sein Hobby nicht versauen, andere würden alles dafür geben immer hinter der Kamera zu stehen, anstatt in einem Büro zu sitzen. Gerade heute ist es für Quereinsteiger einfacher denn je. Die Füße naß machen und erfahren ob die Arbeit als Fotograf nun ein zuckersüßer, oder doch eher ein Alptraum ist, steht nix im Weg.

Kommen wir nun zur wichtigsten Frage, die nicht: „Kannst Du gut fotografieren?“ ist, sondern: „Ab wann kann ich für meine Fotos Geld nehmen?“, denn ohne Geld kein Leben. Man hört sich das Kacke an, ist aber irgendwie so. Muscheln und Steine sind leider als Tauschmittel ausgestorben und so muss der gute alte Zaster für Wohnung, Nahrung und Spielsachen irgendwo her kommen. Solange man nicht in einem anderen Leben Rockstar ist, oder mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde, heisst es also Geld für Fotos oder der Traum, egal welcher Form er ist, verblasst schneller im Tageslicht als „Miezekatze“ gesagt werden kann.

Was ist eigentlich ein professioneller Fotograf? Kurz: Jemand, der mit der Fotografie seinen Lebensunterhalt bestreitet. Also ist die wichtigste Frage für die Selbstständigkeit:

Ab wann kannst Du wirklich Geld für Deine Fotos nehmen?

  • Wenn Dich jemand nach Fotos fragt, den Du nicht Mama oder Papa, Bruder oder Schwester nennst. 🙂 Zum Beispiel wenn alle Wissen, dass Du immer Fotos machst und Du immer öfters gefragt wirst, ob du nicht mal „eben Bilder machen kannst“. Sei es für Bewerbungen, auf einer Hochzeit oder für Freunde die gerne mal ein paar Pärchenbilder hätten. Kurz, wenn Fotografieren zur Arbeit wird und Du keine Zeit/Lust hast immer den Fotografen zu spielen. Natürlich wird es schwer dies Freunden klar zu machen, aber Bekannte die Bilder von Dir gesehen haben und auf Dich zukommen sollten ab diesem Zeitpunkt für Deine Leistungen (zumindest ’ne Kleinigkeit) bezahlen.
  • Indem Du ein Portfolio aufgebaut hast, anfängst Werbung zu machen und die ersten Kunden anwirbst die nicht aus Deinem Bekanntenkreis kommen.
  • Indem Dir ein Freund einen Gefallen tut und Dich an seine Firma/Freunde oder whatever vermittelt.
  • Worauf es ehrlich gesagt nicht ankommt ist, was für eine Kamera Ihr habt. Bei den ersten Gigs ist es meistens egal was ihr in Euren Händen haltet um Fotos zu machen und wenn Ihr durch Zufall einen richtig großen Gig findet, könnt Ihr Euch immer noch eine Kamera leihen.
  • Du meldest Deine Tätigkeit als Gewerbe oder freiberufliche Tätigkeit an.

Geld für Fotos nehmen ist gar nicht so schwer. Der verhältnismäßig schwere Teil ist es auch Menschen zu finden, die bereit sind dafür Geld zu bezahlen, wenn Dich niemand kennt. Wenn Du Dir über Deine Kunden bewußt wirst und woher sie kommen, warum sie genau Dich für die Fotos buchen sollen und sie dazu überzeugst Deine Arbeitskraft von Dir zu kaufen und dann auch noch schaffst Bilder abzuliefern, die bei Deinen Kunden Begeisterungsstürme auslösen hast Du den Anfang gemacht. Du hast angefangen für Deine Arbeit nicht nur emotional, durch einen Schulterklopfer mit einem „Hast Du fein gemacht.“, sondern auch monetär entlohnt zu werden und einen Grundstein gelegt: jetzt ist Deine Arbeit etwas wert, denn „was nichts kostet, ist auch nichts wert.“ Nachdem wir nun diesen Punkt geklärt haben, gehen wir im nächsten Teil der Serie darauf ein, ob es möglich ist mit 1.000€ in diese Selbstständigkeit zu starten.

An welchem Punkt steht Ihr? Was war Euer erster Job? Oder habt Ihr keinen Bock darauf Fotos gegen Geld zu tauschen?

Hier eine Vorschau auf die nächsten Teile:

  1. Ihr lest: Ab wann kann ich für Fotos Geld nehmen? [als Fotograf durchstarten 1/12]
  2. Mit 1.000 Euro Startkapital in die Selbstständigkeit als Fotograf [als Fotograf durchstarten 2/12]
  3. Wieviel soll ein Fotograf als Honorar nehmen? [als Fotograf durchstarten 3/12]
  4. […]

² Dies gilt in Deutschland. Hier noch ein guter Kommentar von Torsten Muehlbacher auf facebook für die Österreicher: „In Österreich ergibt sich folgendes Problem: ohne Meisterprüfung ist es nur eingeschränkt möglich, als Fotograf zu arbeiten.
Seit Ende vorigen Jahres wurde die Fotografenregelung soweit gelockert, dass man als „Pressefotograf und Fotodesigner“ Fotos verkaufen bzw. Aufträge annehmen darf. Aber nur B2B Geschäfte! Erst nach 3 jähriger Ausübung als Pressefotograf und Fotodesigner wechselt man (vielleicht) in den Status als „Vollfotograf“.
Vorher ist es als „Otto-Normal-Fotografierer“ nicht möglich, selbständig als Fotograf zu arbeiten.“