Die leidige Frage des Geldes. Wieviel braucht ein Fotograf zum Leben? Auf fotografr.de gibt es eine schöne Zusammenstellung für die Lebenshaltungskosten eines Fotografen und wieviel er nehmen muss, damit er über die Runden kommt. So weit – so gut. Die „etablierten Fotografensnobs“, die nicht um ihre Existenz kämpfen müssen haben leicht reden. Und die ambitionierten Amateure können ganz entspannt von Ihrem Angestelltendasein Thron herab lachen, da Sie eh kein Geld für Shootings nehmen, sondern oft dafür bezahlen.
Aber was machst Du, wenn Du startest und kein Geld hast? Wenn die Miete bezahlt werden muss, noch 5 Liter im Tank sind, oder einfach nur etwas Essen im Kühlschrank stehen soll? 50 Euro sind ein Einkauf, eine Tankfüllung. Sagt Ihr Nein(!) wenn Ihr in dieser Situation seid? Nehmt Ihr einen Kredit auf um Euren Lebensstandart zu halten? Wenn das Leben nur eine einfache Kalkulation von Kosten wäre – wenn es nicht ums Überleben gehen würde – es könnte alles so leicht sein.
Hier der andere Ansatz, für alle die kein Geld haben. Der Ansatz für die Hustler unter Euch, denn Fotografie ist kein Zuckerschlecken und irgendwo müssen wir alle anfangen, wenn wir nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren werden oder vorher einen anderen Job hatten der das ganze Equipment bezahlt hat.
Fotografie als Nebenjob
Der Anfang für jeden ist, selbst wenn es ins Studium geht, dass die Fotografie ein Hobby oder Nebenjob ist. Irgendwo müsst Ihr die Bilder für Euer Portfolio herkriegen und die Skills mit der Kamera erlernen. Das Geld muss erst woanders herkommen, wenn Ihr ruhig schlafen wollt.
In dieser Phase heisst es: Shooted was das Zeug hält und besorgt Euch einen Job der eine Grundsicherung liefert, aber nicht mehr als 20 Stunden pro Woche verschlingt, oder sucht Euch eine Assistenz bei einem großen Fotografen um alles von der Pieke auf zu lernen. Nutz jede freie Minute um Fotografie zu leben, zu atmen, Euer Portfolio aufzubauen und Euren Namen in die Welt zu tragen. Verweilt in dieser Phase nicht zulange und nehmt, wenn Ihr Eure Kamera beherrscht und gute Fotos macht, Geld für Eure Arbeit. Je mehr Jobs Ihr habt, je mehr Geld könnt Ihr verlangen. Es ist ganz einfach. Wenn Ihr gerade startet und Euch jemand einen Preis nennt werdet Ihr es machen. Wenn ihr das ganze als Drahtseilakt ohne Netz und doppelten Boden wollt, könnt Ihr es auch direkt in Vollzeit probieren. Der Druck ist groß, und ohne Erspartes fast nicht zu bewältigen. Hier heißt es nur hustlen, hustlen, und noch mehr hustlen.
50 Cent – If I can`t video von sandeep82
Natürlich habt Ihr Eure Preisliste, aber vllt. fotografierst Du die Hochzeit für 500 Euro, oder sogar nur für 400,- denn der Kühlschrank ist leer. Wer nie in dieser Situation war, weil er eine Fotografenausbildung gemacht hat, oder einfach Glück hatte einen einfacheren Start zu haben, versteht dies vielleicht nicht. 4 Hochzeiten im Monat sind immerhin 2000,- Euro. Klar kommen davon Steuern ab, ihr müsst selbst vorsorgen und die Technik bezahlt werden. Aber noch 2-3 andere Jobs und Ihr verdient schon mehr als der Durchschnitt in Deutschland, aber immer noch zuwenig um als Selbstständiger in Deutschland auch für das Alter vorsorgen zu können oder wirklich sicher zu sein.
Die einfache Gleichung um den Wert Eurer Fotos zu bestimmen
Zeit + Spaß + Bekanntheitsgrad + Verwendungszweck + was Menschen bereit sind zu zahlen = Wert der Fotos
- Wenn Du ungewollt viel Zeit und wenige Aufträge hast, sind Deine Fotos, wenn Du mehr fotografieren willst, weniger Wert. Wenn Du wenig Zeit hast und nicht weisst, welche Aufgabe als nächstes abzuarbeiten ist (oder Du weniger arbeiten willst), musst Du mehr Geld nehmen.
- Wenn Du viel Spaß an der Sache hast, nimmst Du weniger Geld, als für Aufträge die keinen Spaß machen.
- Wenn Du die Modelle gut kennst (wirklich gut!), zahlen die weniger, Fremde umso mehr.
- Wenn Deine Fotos kommerziell genutzt werden, solltest auch Du damit Geld verdienen.
Wenn Ihr gute Arbeit leistet, Euch ein Portfolio aufbaut und die Bilder überzeugen, werdet Ihr immer wieder neue Kunden finden. Das Problem ist nur, wenn Ihr erstmal in einer Preisklasse gelandet seid, müsst Ihr langsam die Preise heben. Dies wird dazu führen, dass Ihr neue Zielgruppen erschließen müsst und alte Kunden verliert. Dies ist der Zeitpunkt, an dem Euch Mundpropaganda nur noch wenig hilft, und Ihr neue Wege finden müsst, Eure Produkte, also Fotos, zu verkaufen.