Heute haben wir KIKE Photography im Gespräch. Der Berliner Fotograf hat seinen Hauptsitz im Studio 67, welches auch für Außenstehende als Mietstudio zur Verfügung steht. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt in einer freshen und klaren Menschenfotografie, seine Ausbildung hat er beim Lette Verein durchlaufen und die Fotografie ist für Ihn eine Berufung. Einen kleinen Einblick in seinen fotografischen Alltag findet Ihr in seinem Blog und auf seiner facebook Seite. Repräsentiert wird es vom VISUAL ART HOUSE. Viel Spaß mit dem Interview.
Hallo KIKE, wer bist Du? Ein kurzer (Ab-)Satz über Dich und Dein Leben mit der Fotografie, für alle die Dich nicht kennen!
Hallihallo, Kike mein Name. Fotograf mein(e) Berunf(ung).
Angefangen habe ich mit Musikerportraits. Etwas, was sich irgendwie verselbständigt hat. Mittlerweile bin ich da breiter aufgestellt und hoffe auf dem besten Weg zu sein ein Bein in die Werbefotografie zu bekommen.
Wann hat es bei Dir klick gemacht und Du wusstest: Fotografie ist das, womit ich meinen Lebensunterhalt bestreiten will? Welche Steine musstest Du auf Deinem Weg beiseite räumen?
Damit habe ich mich sehr schwer getan. Meine Eltern haben beide sehr solide Berufe und irgendwie dachte ich auch so einen weg einschlagen zu müssen. Ein Druck, den ich mir aber irgendwie selber auferlegt hatte. Nach Abi und Zivildienst bin ich fast in Spanien gelandet um ein bilaterales Studium anzufangen. Bei den Bewerbungsgesprächen habe ich aber wohl irgendwie zu sehr raushängen lassen, wie toll ich doch gerade an Filmprojekten arbeite und was für ein kreativer Mensch ich doch bin… so hagelte es Absagen. Lidl hatte mir dann eine Ausbildung dort angeboten. Im 1 Jahr Geschäftsleiter mit eigenem Audi A6 …. Geld und Autos… das lockte schon.. aber irgendwie wurde mir dabei klar, dass das wohl doch nicht das ist, was ich machen will. Total niedergeschlagen habe ich meinen Eltern gebeichtet, dass ich wohl nicht der Typ für ein Studium bin. Die waren aber wider erwarten total cool. „Wir haben eh nicht verstanden warum du das machen willst.“
Das Thema war also gegessen. Aber was sollte ich nur machen? Keine Ahnung. So habe ich erstmal ein Praktikum als Grafiker, Editor etc. gemacht. Film … Regie… das wurde mein Ziel. Darauf habe ich dann hingearbeitet nur um nach 1 Jahr Vorbereitung festzustellen, dass man mit 20 noch zu Jung ist um Regie zu studieren! Warum erzähle ich das alles… nja. Weil jetzt der Punkt kommt. Ich habe keine Ahnung mehr wann, wie oder warum ich mich beim Lette-Verein für Fotografie beworben habe.. haha.. Habe ich aber anscheinend. Und dann hatte ich auch noch das Glück dort angenommen zu werden, denn parallel zu den Absagen der Filmhochschulen kam eine Einladung zum Test vom Verein.
Dass klappte nicht gleich auf Anhieb. Ich bin da in einer Warteliste gewesen. Aber anscheinend gab es genug Leute, die dann doch nicht wollten, oder wo anders lernen wollten, so dass ich im selben Jahr doch noch Anfangen durfte. Fotografie also… so kam das. Und nu bin ich dabei und sehr glücklich, dass alles so gelaufen ist.
Du hast den klassischen Weg in die Fotografie gewählt und eine Ausbildung durch den Lette Verein gemacht. Würdest Du diesen Weg wieder gehen?
Aus heutiger Sicht bestimmt nicht mehr. 3 Jahre sind schon eine lange Zeit. Und leider hat sich beim Verein einiges getan. Viele Dozenten haben gewechselt und mit der Grundausrichtung war ich am Ende schon nicht mehr Zufrieden. Lette war mal dafür bekannt, technisch sehr saubere Fotografen auszubilden. Der Aspekt ist da irgendwie zu Gunsten der „Kunst“ immer geringer geworden.
Was ich aber zugeben muss ist, dass das erste Jahr, in dem wir ausschließlich analog und schwarz/weiß fotografiert haben mir sehr viel gebracht hat. Auch selber zu entwickeln und zu vergrößern. Man lernt doch noch mal anders, bzw. bewusster zu fotografieren. Warum in Photoshop retten, wenn man es auch gleich so fotografieren kann. In der Dunkelkammer war das ausbessern dann nämlich nicht mehr so einfach 😉
Zu dem hatte ich auch ein sehr sehr cooles Semester erwischt. Das Feedback und die Hilfe aus dem Klassenumfeld war streckenweise für mich wichtiger als, das der Dozenten. Mit den meisten habe ich auch immer noch Kontakt 🙂 Der Teil vom Verein war auf jeden Fall sehr wichtig für mich und die Leute möchte ich auch nicht missen.
Was aber die Ausbildung angeht, habe ich mehr durchs Fotografieren gelernt. Erfahrungen kann man nicht lernen, die muss man machen. Von alleine kommt da nichts, also MUSS man rausgehen und Fotos Fotos Fotos machen. Auch der Umgang mit Kunden. Die Abwicklung von Jobs. Die erste Anfrage, der erste Kostenvoranschlag, Rechnungen, leider auch Mahnungen… in der Theorie alles ganz einfach.
Grundsätzlich würde ich sagen, hätte ich 3 Jahre assistiert und mich auf meine eigenen Sachen konzentriert, wäre ich vermutlich schneller dahin gekommen, wo ich jetzt bin. Fairerweise muss ich aber auch zugeben, dass ich einfach Schiss hatte, so ganz ohne abgeschlossene Ausbildung selbständig zu sein… auch wenn mich noch nie jmd. nach meinem Abschluss gefragt hat. Was zählt ist das Portfolio. Und wäre ich gescheitert hätte mein „staatlich anerkannter Fotodesigner“ Titel mir vermutlich auf dem freien Markt auch nicht viel gebracht 😉
Bilder Post Processing – automatisieren, outsourcen oder doch lieber selbst machen?
Automatisieren?
Grundsätzlich mache ich meine Post selber, bzw. in Zusammenarbeit mit Assistenten. Die ersten 2 – 3 Bilder bzw. die eigenen Favoriten bearbeitet man ja auch noch total gerne. Erst danach beginnt die Arbeit 😉
Also selber machen. Ja.
Das liegt zum einen daran, dass man für sich ja irgendwann eine Gewisse Art der Post rausfindet und aber auch, dass man ja erstmal jmd. finden muss, dem man ruhigen Gewissens seine Bilder anvertraut ohne später durch 27 Korrekturphasen zu müssen. Allerdings ist das ja auch ganz klar eine Budgetfrage.
Bei Deinen freien Projekten steht der Sport immer wieder im Mittelpunkt. Was sind die Herausforderungen für Dich, wenn Du eine neue Sportart fotografierst?
Noch sind meine Bilder im Sportbereich ja eher Portraitlastig. Sprich viel Bewegung ist da noch gar nicht drin. Einer meiner Vorsätze fürs nächste Jahr auf jeden Fall. Dann werden die Herausforderungen bestimmt auch größer. Grundsätzlich ist näher dran meist spannender. Somit muss ich wohl eher drauf achten, nicht überfahren zu werden oder den Ball an dem Kopf zu bekommen 😉
Bei vielen Fotografen bleibt durch das fotografieren und am Rechner nachbearbeiten die Fitness auf der Strecke. Bist Du selbst an einer Sportart, die Du fotografiert hast, „kleben“ geblieben, um diese „Fotografenkrankheit“ zu bekämpfen?
Der Beruf hat mich eher zum Sport gebracht…. allerdings nicht positiv. Ich war nie besonders sportlich und mit der Zeit wurden die Rückenschmerzen immer stärker. Neue Matratze und neuer Bürostuhl haben eine Weile geholfen, aber am Ende musste dann doch der Sport her. 😉 Jetzt gehe ich mehr oder weniger regelmäßig zum Fitness-Schotten. Grundsätzlich hat sich dadurch bei mir aber einiges geändert und ich bin viel mehr daran interessiert verschiedene Sportarten auszuprobieren.
Welchen Tipp kannst Du einem Anfänger geben, der seine Fotos sofort verbessert?
Hehe.. ich glaube den ultimativen Tipp gibt es wohl nicht.
„Macht Fotos!!!“ mit drei Ausrufezeichen trifft es wohl am ehesten. Nur Theorie bringt einen nicht weiter. Auch einfach mal ausprobieren und auf die Nase fallen.
Bei ein paar Milliarden Fotos im Netz, wie siehst Du die Zukunft für Fotografen? Und was kann ein einzelner noch machen, um in diesem Meer wahrgenommen zu werden?
Die Anzahl der Bilder sagt ja nichts über die Qualität aus. Das Digitale Zeitalter macht den Einstieg in die Fotografie zwar wesentlich einfacher, aber ein gutes Auge muss man schon mitbringen. Viel wichtiger ist aber wohl Fleiss und Konsenquenz. Zum Glück habe ich mich ja in der der Fotografie von Menschen verschrieben. Die ändern sich ständig und sind (noch) nicht einfach am Rechner nachzubauen. Irgendeine Revolution in meinem Berufsfeld werde ich aber vermutlich auch noch erleben. Dann muss man halt schauen, nicht zu spät auf den Zug aufzuspringen und an alten Werten festzuhalten, wie es leider bei dem ein oder anderen großartigen Fotografen passiert ist die sich zu lange dem digitalen verwehrt haben.
Nenne uns bitte ein Buch, welches das Leben unserer Leser verändern wird. Egal ob Roman oder Sachbuch.
Eh.. eine Gute Frage. Das ist vermutlich von Person zu Person zu verschieden. Ich lese gerne Biografien. Sehr spannend, wie wer zu wem geworden ist und was vllt. die Zufälle um Umstände waren, die ihn oder sie dazu gemacht haben.
Erstaunlich Interessant die Helmut Newton Biografie. Ich bin kein Fan seiner Arbeiten, aber sein Leben ist sehr spannend gewesen und der Mann ist erst erstaunlich spät zu dem Mann geworden, als der er heute noch bekannt ist.
Welche Frage hätten wir Dir noch stellen müssen? Und was ist die Antwort?
Macht du auch Stills oder Landschaften?
Nein. Es gibt einfach Leute, die das wesentlich besser können UND wesentlich mehr Geduld haben. Meine Motive sollten schon mit mir reden können. 😉
Hier noch 6 ganz kurze Fragen:
Bauch oder Kopf?
Viel zu oft Kopf. Versuche den Bauch aber mehr ins Spiel zu bringen.
Handwerker oder Künstler?
60% Handwerker / 40% Künstler
Schach oder Poker?
Finde ich beides eher langweilig.
Studio oder Natural Light?
Was am besten für das Motiv ist. Tendenziell aber lieber draußen / on location.
Boxen oder MMA?
Muss ich beides nicht machen 😉
Festbrennweite oder Zoom?
Festbrennweite.
(Vielen Dank an KIKE, dass er seine Bilder zum illustrieren des Artikels zu Verfügung gestellt hat. Alle in 4 in diesem Artikel gezeigten Bilder copyright KIKE)
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