Wie kategorisiert man Fotos?

Kategorisieren, warum? Fotografen kennen das Dilemma, wie finde ich meine alten Bilder. Lightroom oder ACDsee erleichtern das Kategorisieren von Fotos und erstellen von Datenbanken. Praktisch, praktisch. So eine Sortierung ist leicht: Bagger, Kinder, Eltern, etc. und hilft einem selbst beim finden, aber wie definiert man seine Fotos? Sicher ist, dass kein Portfolio alle Bilder des Fotografen enthält, somit findet hier der erste Splitt statt: gute und schlechte Fotos. Gefallen und Mißfallen. Einfach, subjektiv und total legitim!

Jetzt muss der Zugang zu den Bildern geklärt werden, es fällt leicht einfache Verknüpfungen zu erstellen: Technik zu Technik. Landschaft zu Landschaft. Leben zu Leben. Sinnvoll? Vielleicht. Stereotype, die man auf fast jedem Portfolio von einem Fotografen findet, aber ist es richtig Fotos auf diese Weise zu ordnen? Mir ist das zu eng, zu konkret, zu vorgebend. Mein Foto wirkt immer im Kontext meines Schaffens. Jedes Bild, dass ich ausstelle, wirkt mit den anderen Werken. Egal ob es für sich steht oder für eine Serie. Egal ob im Web oder im realen Raum. Vielleicht sollte man Fotos lieber nach Farben ordnen, oder Formen. Nach der Größe, oder dem Projekt. Der Stimmung, oder dem Geld was man dafür gekriegt hat.

Zuerst kam das Bild, dann das Wort

Die richtigen Worte für unsere Bilder zu finden, ist keine leichte Aufgabe. Menschen haben den Drang zu sortieren, Schubladendenken. Yves Klein hatte seine blaue Phase. Picasso war Kubist. Banksy macht Streetart. Schubladen sind Nischen, und diese Nischen sind gut, denn Sie helfen eine Zielgruppe zu identifizieren, aber wird die Schublade nicht durch unser gesamtes Werk geschaffen? Reicht einfach die Schaffensperiode, also wann etwas enstanden ist? „Möglichst viel Werk“, dass ist mein Grundsatz. Wenn ich schreibe, schreibe ich, wenn ich fotografiere, fotografiere ich. Der Akt ist das Ziel, nicht dessen Beschreibung. Titel sind für mich Schall und Rauch. Belanglos, zufällig. Ein Datum mag mehr sagen, genau wie eine Technik, eine Emotion oder eine Farbe.

Seid ihr Menschen, die durch eine Ausstellung gehen und denken: schon wieder „ohne Titel“ oder welche die ein Werk wirklich betrachten und erst dann merken: es hat keinen Titel. Zugegeben, nicht jeder Kurator ist so geschickt und stellt den Titel hinten an, und es ist auch leichter über die Mona Lisa zu reden als über „ohne Titel“, das Teil da, dieses bunte, ach du weisst schon welches wir meinen. Und gerade diese Not, führt zu einer ernsthaften Diskussion, und da es als Fotograf um das Werk geht, ist der Titel sekundär. Da ist eher die Persönlichkeit des Fotografen ausschlaggebend.

Die Flut des sich wichtig nehmenden Unwichtigen

Ich ertappe mich immer wieder wie ich Portfolios schließe, weil ich sie belanglos finde. Sanft gleiten sie dahin, meist gar nicht mal schlecht und mit Mühe gestaltet, langweilen sie mich trotzdem und ich denke nur: schon wieder und lasse dabei langsam die Luft zwischen meinen Lippen entweichen. Dann kommenden die vorwurfsvollen Fragen meines Gewissen: Wie vermeidet man dieses Dilemma? Wie begeistert man? Wie stößt man ab? Wird mein Portfolio genauso schuldig gesprochen? NATRÜLICH! Und es ist nicht schlimm!

Geschmäcker sind verschieden und, um wieder auf die Datierungen zurück zu kommen, variieren mit den Jahren. Was ich mit 14 toll fand mag heute ziemlich „cheesy“, also kitschig sein und lässt mich nur lächend meinen Kopf über mich selbst schütteln. Fotorealisitsches Malen? Eindrucksvoll, aber nicht der heilige Grahl. Abstraktion? Weiterhin zu ausgelutscht. Konzepte sind super, auch über Jahre hinweg, als Jugendlicher undenkbar. Genau wie sich unser Musikgeschmack in der Jugend ändert und mit dem Alter festigt, so sieht man sich an vielem einfach satt, anderes kann man immer wieder sehen. Klar, das Zeitalter der visuellen Kommunikation überlastet uns alle, wir sehen uns immer schneller satt. Es ist einfach nicht genug Platz für das Mittelmaß, denn Zeit ist wertvoll und wer will die schon mit dem Platz 150 verschwenden, wenn 149 besser sind? Es geht um die Werke, und die werden auch nicht durch fantasievolle oder ordentliche Kategorien besser, schon gar nicht durch Titel. Vielleicht durch Rot oder Größe, aber das ist ein Thema für ein anderen Artikel.

Mehr Fragen als Antworten

So steht man vor immer mehr Problemen, dabei sollten doch nur die Kategorien im Portfolio benannt werden! Da kommt es, ich glaube, ich weiss jetzt wie ich sie nenne: Fotos. Und da kommen nur die rein, die ich mag. Und warum sind die da? Weils meine besten der besten der Besten sind. Lass die Kategorien eben diese sein, und mach endlich mal wieder Fotos. Gute Fotos, die dir gefallen und die du anderen zeigen möchtest, mit den Worten: Hier sind meine neuen Bilder.