Wieviel Geld kann ich für meine Fotos nehmen? Ein wissenschaftlicher Ansatz

Preise. Nichts ist so verhasst und doch überall gegenwärtig. Jeder hat seinen Preis. Der kann sogar heiß sein. Entweder billig und schlechte Qualität, oder preisgünstig und ein Schnäppchen. Vielleicht aber auch teuer und luxuriös, oder gar überteuert?

Hermann Simon – Preisheiten

Hermann Simon ist Preisforscher – und hat Ahnung von den Auswirkungen von Preisen auf Unternehmen, Gewinne und Umsätze. Für Fotografen, die ja meistens Boutiquen-Besitzer mit kleiner Stückzahl sind, mit das wichtigste Thema, wenn es um das Überleben auf dem Markt geht. Preisheiten: Alles, was Sie über Preise wissen müssen ist das aktuelle Buch von Hermann Simon, in ihm findest Du so ziemlich alles was Du über Preise wissen musst. Zwar sind die meisten Kalkulationen eher für Industrieunternehmen, aber auch als „Boutique“ Besitzer kannst Du eine Menge lernen. Die wenigsten Fotografen haben wie der Paule BWL studiert und sind mit Zahlen vertraut, somit hilft es in diesem Bereich schon 1-2 Bücher zu lesen.

Wieviel Geld kann ich für meine Fotos nehmen? Und was Du bei der Preisgestaltung beachten solltest.

Preis ist nicht gleich Preis. Wenn Du einen Feinkost oder Bioladen um die Ecke hast siehst Du: Qualität Ihren Preis hat – und wenn es nur die Illusion von Qualität ist. Dadurch das der Preis der Produkte höher ist, erscheinen sie wertvoller und besser. Auch ist es eigentlich ziemlich Shit egal, ob Du Deine Preise mit den berühmten 99 am Ende versiehst – außer Du stehst vor den großen Nummern 99,99€ ist sexier als 100€ – aber auc nicht immer.

Wie setzt sich der Preis eines Fotografen zusammen?

So ein Preis ist eine Vollkostenrechnung. Zumindest wenn Du davon leben möchtest. Miete, Essen, Ladenlokalmiete, Kameraequipment, Altersvorsorge, Spielgeld, Kleidung, Versicherungen, all der Shit muss bezahlt werden – und wenn Du eine Hochzeit für 300€ fotografierst frage ich mich, wie Du das machst. Niedrige Preise sind für niemanden gut. Du musst mehr Arbeiten – also hast Du weniger Zeit pro Job – bist schneller ausgebrannt und hast keinen Spaß mehr an der Arbeit. Solange Du nicht in einer Firma arbeitest zwingt Dich niemand zu einem 9to5 Job, das Geld am Ende des Monats muss einfach passen und ob Du Lieber 50 Jobs á 50 Euro annimmst, oder lieber 5 für 500€ ist Dir überlassen. Das Geld am Ende des Monats ist das Gleiche, der Aufwand ein ganz anderer. Ein niedriger Preis wird von vielen Fotografen gefahren – oft mit den ganzen Angeboten im Hintergrund, die dann die Kohle reinbringen. Keine digitalen Negative, Abzüge verkaufen, blablabla. Du verkaufst also viele Zusatzleistungen, was ja nicht unbedingt verkehrt ist. Vielleicht kommen die niedrigen Preise aber auch dadurch zustande, weil wir dringend Jobs brauchen, oder nicht von der Qualität unserer Fotos überzeugt sind oder weil wir unsere Zielgruppe kennen und Wissen das hier das Bargeld nicht locker sitzt.

Wieviel musst Du als Fotograf für Fotos nehmen um wirtschaftlich zu sein?

Wirtschaftlichkeit – was für ein Fuck Wort. Leben können und das so, dass Du fair bezahlt bist. Immerhin hältst Du Erinnerungen fest. Nicht der schlechteste Job. Im Endeffekt ist alles nur eine Rechnung und diese Rechnung musst Du erstmal machen. Dann musst Du sehen was der Markt ist bereit zu bezahlen – denn wenn Du zu wenig nimmst verdienst Du zu wenig, wenn Du zuviel nimmst verdienst Du auch zuwenig. Frag mal Praktiker wie das mit den Billigpreisen gelaufen ist. In den meisten Fällen fährst Du mit hohen Preisen besser – solange Du so ein gutes Marketing oder einen Vertrieb hast, der Dir die Jobs ranschafft.

Rabatte sind der Feind des Fotografen

Rabattierst Du Deine Preise? Da solltest Du stark drüber nachdenken. Mit Rabatt läuft das Ganze nämlich nur noch schwerer und in den meisten Fällen kaufen die Kunden genau dann, wenn es mal wieder keine 20% auf Fotografennahrung gibt, sondern nur auf Deine Bilder. Preisrabatt ist die schwächste Form des Marketings, denn Du konditionierst Deine Kunden und sorgst dafür, dass die Wertigkeit Deiner Werke abnimmt. Ich bin eher nicht der Typ der Fotobücher für 5000€ verkauft. Selbst wenn die Dinger geil sind,… sie sind nicht ich. Du verdienst natürlich gut daran, aber Deine Marke muss mit Dir übereinstimmen. Es gibt 3 verschiedene Bereiche in denen Du überzeugen kannst, aber Du musst Dich für einen entscheiden.

  1. Preis. Je niedriger um so besser. Nur mit Massenprodukten standzuhalten und auch dann eigentlich nur von 1-2 großen Spielern in der Nation. Für Familienunternehmen in den meisten Fällen nicht zu halten.
  2. Bequemlichkeit. Wenn Du Deinen Kunden die ganze Arbeit abnimmst und es Ihnen so einfach machst wie möglich. Siehe Fast Food. Einfach zu machen, nicht gesund, nicht billig, aber auch nicht so teuer wie ein Luxus oder Qualitätsprodukt.
  3. Qualität. Produkte sind qualitativ extrem hochwertig und rechtfertigen einen hohen Preis. Auch hier gilt – machen, nicht drüber reden.

Preisgestaltung für Fotografen – Erfahrungswerte

Niedrige Preise sind zum kotzen – denn Du bist nichts wert. Zum einen hast Du ein schlechtes Gewissen Dir selbst gegenüber, dass Du für sowenig arbeitest, das ist aber gerade am Anfang nicht so groß, denn Du möchtest ja gemocht werden. Deshalb willst Du auch nicht viel Geld nehmen. Es geht ja nicht ums Geld. Fatal. Denn dann ist Deinen Kunden Deine Fotografie auch nichts wert. Sie erwarten nicht viel, nur das Standardgedöns und sind vielleicht sogar mit anspruchsvollen und künstlerischen Werken überfordert. Je früher ein Kunde anfängt zu handeln umso schneller solltest Du ganz klar sagen, warum der Preis so ist und nicht auf Verhandlungen eingehen. Diesen Kunden ist das Endprodukt oft egal und sie kriegen einen Kick daraus Dich runterzuhandeln.

Verhandlungsstrategien von Profis – Ramit Sethi in Action

Wenn Du gerne leidest, hey, bleib bei den Billigkunden. Ansonsten sag einfach: In diesem Paket habt Ihr A+B+C, für den Preis kriegt Ihr nur A. Ramith Sethi ist hier ein Genie auf dem Gebiet. Wenn Du etwas über Verhandlungsgeschick lernen möchtest schau Dir 1-3 seiner Videos an und lerne. Du musst kein Arschloch sein, nur wissen welche Deiner potenziellen Kunden auch wirklich für Dich geeignet sind. Das bist Du Deinem Seelenheil schuldig.

Fazit

Preisheiten von Hermann Simon ist ein Buch, dass ich sehr zügig verschlugnen habe. Es wurde mir freundlicherweise für Rezensionszwecke zur Verfügung gestellt. Wenn Du BWL studiert hast, kennst Du das vielleicht alles schon. Die angenehme Schreibe und klaren Erklärungen sind für selbstständige Fotografen auf jeden Fall Gold wert und regen zum experimentieren an. Du findest das Buch in der Buchhandlung Deines Vertrauens.