Heute haben wir Muriel Liebmann im Interview, eine Fotografin die sich auf Fashion und People Fotografie spezialisiert, und uns heute von Ihrer Leidenschaft der Fotografie erzählt.
Hallo Muriel, wer bist Du? Ein kurzer (Ab-)Satz über Dich und Dein Leben mit der Fotografie, für alle die dich nicht kennen!
Hey, mein Name ist Muriel Liebmann. Ich lebe und arbeite seit bald 10 Jahren in Hamburg, komme gebürtig noch weiter aus dem Norden. Meine erste Kamera, eine Minolta Spiegelreflex, bekam ich im Alter von 10 Jahren von meinem Vater geschenkt. Seitdem fotografiere ich, und kann mir das Leben ohne es in Fotos festzuhalten, kaum mehr vorstellen. Gelernt habe ich anfangs in einem ganz anderen Bereich, als ich jetzt fotografiere, bei einem Interieurfotografen. Danach wollte ich raus in die Welt, frei assistieren und reisen so viel es geht. Für meine eigenen Projekte lasse ich mich von fremden Orten, besonderen Lichtstimmungen, alten Fotografien und den Menschen um mich herum inspirieren.
Irgendwie habe ich beim durchschauen Deines Portfolios nur zwei Männer gesehen die Du fotografiert hast, die noch dazu nicht bei der Auflistung Deines Portfolios zu sehen sind, sondern nur nach einem durchclicken der letzten Bildserie. Gibt es dafür einen speziellen Grund, oder einfach nicht genug männliche Modelle?
Dein Portfolio ist komplett auf Fashion/People Fotografie ausgelegt. Ist das der einzige Bereich in dem Du fotografisch tätig bist? Oder können wir irgendwo noch andere Sachen von Dir bewundern?
Ich fasse diese beiden Fragen mal in einer Antwort zusammen. Meine Website ist für mich eine Plattform, auf der ich nur die Fotografie präsentieren möchte, in der ich mich in der Zukunft sehe. Ich habe den Schwerpunkt absichtlich auf Fashion/People gelegt. Das Arbeiten macht mir einfach wahnsinnigen Spaß und ich wünsche mir, eines Tages nur damit mein Geld zu verdienen. Heutzutage ist es meiner Ansicht nach wichtig zu zeigen, wo die Stärken liegen und nicht zu vielschichtig aufzutreten. Ich habe auch schon Hochzeiten fotografiert oder Fotos für Bands/Projekte von Freunden gemacht etc. Aber was ich am Liebsten mache, das seht ihr auf meiner Homepage.
Tja, und die Frage zu den Männern, die wurde mir schon öfter gestellt. Und ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Wenn sich in meinem Kopf eine Vision für ein zukünftiges Projekt entwickelt, sehe ich die Umsetzung immer mit weiblichen Models. Mein Stil und meine Ideen kann ich so besser zum Ausdruck bringen. Doch das heißt nicht, daß ich keine Männer fotografiere. Gerade habe ich ein neues Projekt online gestellt, daß noch weiter wächst, und dort sind einige dabei… Und ich bin natürlich offen für alles.
Erzähl uns doch bitte etwas zu der Fotoserie mit den Projektionen. Wie ist es zu der gekommen?
Die Projektionsgeschichte ist in Zusammenarbeit mit Marie Hein, einer Studentin/Freundin entstanden. Für ihre Abschlußarbeit musste sie ein Drehbuch schreiben, und wir haben dazu die fotografische Umsetzung gemacht. Das Konzept gab es also bereits, als ich dazu kam. Zusammen haben wir uns dann die Schlüsselszenen rausgesucht und ich habe tagelang nach geeigneten Bildern zum Projizieren gesucht. Sehr viel Glück hatten wir mit unserem Model, sie passte perfekt in die Geschichte. Erst war ich mir gar nicht sicher, ob ich die Fotos für mich nutzen würde, aber dann sind sie sehr schön geworden und eine meiner Lieblingsstrecken. Das Konkrete und gleichzeitig Abstrakte gefällt mir.
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© Muriel Liebmann
Was auffällt, ist dass man nicht viel über Dich im Netz findet, bis auf Dein Portfolio und das Du Assistentin von Paul Ripke und Armin Morbach warst. Wie ist es so als Assistentin für solche großen Namen zu arbeiten? Der Herr Ripky scheint ja immer für einen Spaß zu haben zu sein, ich kann mir vorstellen, dass sowas als Assistentin auch mal anstrengend sein kann.
Jeder Fotograf hat seine Eigenarten, egal ob großer Name oder nicht. Ich versuche von jedem Shoot etwas für mich mit zu nehmen, das ich erstrebenswert finde. Oft hat es gar nichts direkt mit Fotografie zu tun, sondern zum Beispiel mit der Art sich als Fotograf zu vermarkten, mit Menschen zu kommunizieren, oder einfach nur Dinge aus einer neuen Perspektive zu sehen. Man weiß nie, was einen erwartet, und es bleibt immer spannend und lehrreich.
Wie planst Du Deine Zukunft als Fotografin? Du hast ja, wie in der letzten Frage schon erwähnt, für einige große gearbeitet, wie schiebt man da die eigene Karriere an?
FotografierenFotografierenFotografieren… So viel es geht! Im Allgemeinen plane ich nicht so weit in die Zukunft, ich lasse die Dinge auch gerne auf mich zu kommen. Ein paar Strecken in Magazinen zu veröffentlichen steht auf jeden Fall weit oben auf meiner Liste, aber ich mag auch kleine, interessante Projekte. Und dann sehe ich weiter. Ich bin gerade von einer langen, sehr ereignisreichen Reise zurückgekehrt und möchte diese neue Energie und Inspiration in meine Fotos stecken.
Deine Bilder haben ein sehr analoges Feeling nach Mittelformatkamera und Film. Wie sieht Dein kreativer Workflow aus? Digital, oder Analog? Wie ist das Verhältnis von der Aufnahme zur digitalen Dunkelkammer? Was für Programme verwendest Du so?
Ich fotografiere fast nur digital, mit Kleinbildkamera. Ab und zu kommt meine alte Polaroidkamera zum Einsatz, die liebe ich sehr. Manchmal nutze ich sie auch einfach nur zur Inspiration. Während des Shootings versuche ich sehr präzise zu arbeiten, vor allem was das Licht angeht. Ich bin kein großer Fan von zu viel Retusche und vor dem Computer sitzen. Je genauer ich arbeite, desto weniger muss ich nachher ausbessern. Aber ohne geht’s natürlich nicht. Ich setze Capture One und Photoshop bewusst ein, um meine Fotos anschließend zu optimieren. Gleichzeitig liebe ich es zu improvisieren und aus einer Situation heraus ganz neue Bilder zu schaffen. Es gibt immer unvorhersehbare Wendungen – nicht alles lässt sich planen – und das bereichert die Fotos.
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© Muriel Liebmann
Wenn Du einem Anfänger einen Tipp geben kannst, der seine Fotos sofort verbessern würde, welcher ist das?
Ich kann nur jedem raten, schon während des Fotografierens alles so genau vorzubereiten und umzusetzen, wie möglich.
Als ich mit Fotografie angefangen habe, wurde noch auf Film fotografiert. Da war noch nichts mit : „Jaja, das machen wir nachher in Photoshop“… Und das habe ich beibehalten. Denn was einen Fotografen meiner Meinung nach auszeichnet, ist die Art zu fotografieren! Und ich finde es schade, dass die Lichtbildkunst bei vielen jungen Leuten verloren gegangen ist.
Bei ein paar Milliarden Fotos im Netz, wie siehst Du die Zukunft für Fotografen? Und was kann ein einzelner noch machen, um in diesem Meer wahrgenommen zu werden?
Tja, das ist eine gute Frage. Und eine allgemein gültige Antwort habe ich nicht parat.
Ich versuche mir treu zu bleiben und mein Ding durchzuziehen, weil ich glaube, dass man nur wirklich gut ist, wenn man sich nicht all zu sehr verbiegt. Das ist manchmal schwer, aber ich hoffe, es zahlt sich aus.
Und natürlich kann man dieses Meer der Möglichkeiten für sich nutzen. Viele Fotografen sind ja schon über Blogs, flickr, Onlineplattformen etc bekannt geworden.
Die Fotografie befindet sich in einem steten Veränderungsprozeß. Mit den Digitalkameras kam das Bewegtbild in die Fotografie. Aber ich bin optimistisch, daß der Beruf des Fotografen erhalten bleibt und der Wert für Qualität und Professionalität wieder steigt. Wichtig ist es, mit Leib und Seele dabei zu sein.
Nenne uns bitte ein Buch, welches das Leben unserer Leser verändern wird. Egal ob Roman oder Sachbuch.
Der Alchimist von Paulo Coelho ändert bestimmt nicht das Leben, aber die Sicht auf manche Dinge.
Welche Frage hätten wir Dir noch stellen müssen? Und was ist die Antwort?
Was ich mir für die Zukunft der Fotografie wünsche. Meine Antwort: Die Rückkehr zur Natürlichkeit. Weniger Retusche, mehr gesunde Models. Ich versuche möglichst keine Magermodels zu buchen und hoffe, daß sich der Blick der Gesellschaft wieder zu einem realistischen Maß entwickelt.
Vielen Dank für Deine Zeit und viel Glück mit all deinen zukünftigen Projekten.
Sehr gerne und vielen Dank für euer Interesse!