Henning Heide im Interview

Heute haben wir Henning Heide im Interview, der von Banrap repräsentiert wird. Der junge Fotograf aus Hamburg ist gerade aus Äthiopien zurück gekommen und hat uns für dieses Interview sogar ein bisher noch nicht veröffentliches Foto zur Verfügung gestellt. Das Aufmacher Foto zu diesem Artikel ist in Äthiopien in Shashamane entstanden, dem heiligen Land der Rastafaris. Lest mehr über Henning’s Gedanken rund um die Fotografie, Reisen und das Leben im folgenden Interview.

Hallo Henning, dann fangen wir das Interview mal mit der allumfassenden Frage an:
Wer bist Du? Ein kurzer (Ab-)Satz über Dich und Dein Leben mit der Fotografie, für alle die Dich nicht kennen!

Hallo, mein Name ist Henning Heide, Fotograf aus Hamburg mit dem Schwerpunkt People, Portrait und Landschaft. Ich bin 32 Jahre alt und fotografier nun mein halbes Leben. Fotografie ist die wichtigste Konstante in meinem bisherigen Leben gewesen und auch das weitere ist ohne Bilder machen und anschauen nicht vorstellbar.

Du bist ja gerade aus Äthiopien zurück, ist das Land eine Reise wert? Die meisten Europäer kennen das Land ja wahrscheinlich nur von Schreckensmeldungen aus den Nachrichten. Ich bin mir aber sicher, es gibt dort noch viel mehr, und vorallem auch Gutes.

Es gibt für mich kein Land auf dem Planeten, das nicht eine Reise wert ist. Ich würde auch gerne mal nach Nord Korea, Grönland oder Afghanistan. Jedes Land bietet einem Fotografen neue Eindrücke und Motive und einem Menschen neue Erfahrungen. Ich bin hungrig nach anderen Ländern und werd mein Leben lang reisen. Äthiopien ist ein unfassbares Land mit vielen tiefen Eindrücken, toller Landschaft und wunderbaren Menschen. Dort gibt es nahezu keinerlei Tourismus, die sehr wenigen Weißen die man dort sieht, sind meistens von der UN oder Ärzte ohne Grenzen. Logischerweise nix Internet, Telefonnetz hatte ich auch nicht, Bankkarte ging nicht und kaum einer spricht englisch. Meine Einstellung, dass zum Reisen nur eine Bankkarte, Wechselunterhose, Kamera und Reisepass benötigt wird, wurde ziemlich korrigiert, haha. Neben den fotografischen Erlebnissen zeigt so eine reise aber auch immer wieder wie banal egal die meisten unserer Probleme sind. Dort wird Trinkwasser, Strom und Bildung benötigt, alles ganz dringend und in genau der Reihenfolge. Die Verbesserung der Trinkwasserversorgung war ja auch Auslöser der Reise, ich bin in Äthiopien für Viva con Agua und die Welthungerhilfe gewesen.

Auf Deiner Webseite findet sich ja neben Deinem Blog mit coolen Webfundstücken und News zu Dir, auch ein beachtliches Portfolio. Egal ob aufnahmen von Menschen in Hamburger Trachten, über schwer arbeitende Asiaten, bis hin zu Portraits von Reinhold Messner. Das führt mich zu den nächsten beiden Fragen:

Wie schaffst Du es das Eis zu brechen und die Modelle über den den ganzen Globus verteilt für Dich einzunehmen? Reiner Charme, oder hast Du Dir dafür ein paar goldene Tricks angeeignet?

Hmm, nöö. Ich versuch nur immer sehr gut vorbereitet zu sein mit meinen Assistenten, so dass der Vorgang des Knipsens dann möglichst wenig chaotisch wird. Und ich bin fest davon überzeugt, dass man bessere Bilder macht, wenn sich alle im Team wohl fühlen. Ist ja eigentlich auch nicht so schwierig: Ich mache als Beruf ja genau das, was ich am meisten liebe, da vermittelt man wahrscheinlich automatische eine gewisse Zufriedenheit. Die Grundregeln sollte man immer beachten und auch dann höflich und respektvoll sein, wenn es kein Prominenter ist, sondern ein südostasiatischer Feldarbeiter. Oder eben gerade dann. Mir gefällt es außerdem nett zu anderen zu sein, insofern ist es kein Kalkül oder socialisen, sondern passiert halt so.

© Henning Heide – Capri


Welches Land hat Dir den größten Kulturschock verpasst?

Deutschland, jeden Tag wieder, hahahaha.

Wie ist das (Zeit-)Verhältnis: Auftragsarbeit vs. private Fotografie?
Kann ich nicht trennen. Für mich ist eher das Zeitverhältnis Fotografie vs. Schreibtischarbeit relevant, weil einfach ’ne Menge Vor- und Nachbereitung, Postproduktion und Akquise anfällt. Ansonsten ist das ein fließender Übergang, diverse Projekte sind ohne direkten Auftraggeber und entstehen aus reinem Eigeninteresse und aus Liebe zur Fotografie, haben aber den positiven Nebeneffekt, dass sie als Werbung von mir genutzt werden und andere Aufträge an Land ziehen. Genauso mach ich manchmal auch Bilder, weil ich genau diesen Effekt erzielen will. Private Fotografie gibt’s bei mir kaum.

Was war der Moment, bei dem es für Dich „Klick“ gemacht hat, und Du wusstest: Fotografie ist das, womit ich meinen Lebensunterhalt verdienen möchte!
Ganz am Anfang schon. Ich hab mit 15 angefangen beim skaten mit ner Kompaktanalogknipse zu fotografieren, daraus mein erster Buch mit Collagen gebastelt, und dann irgendwann eine Nikon F90 von meinem Dad geliehen. Ab da hab ich alles fotografiert und irgendwann stand auch fest, dass ich das mal als Beruf machen möchte. Das war aber noch ein relativ weiter Weg mit ’ner Menge Irrtümern…
Der größte Irrtum war sicherlich zu denken, dass alles von alleine funktioniert oder ich auf die passenden Gelegenheiten warten müsse. Man wird nie 100%ige Bilder machen, wenn man nicht unzählige male 60% oder 80%ige Bilder gemacht . Das hat lange gedauert, bis ich endlich anfing nicht nur Ausreden zu suchen, sondern einfach mal zu machen. In meiner ganzen Assistenzzeit habe ich mit vielen sehr guten Leuten gearbeitet und davon habe ich mich zu lange bremsen lassen, weil ich plötzlich nicht mehr mit Tageslicht im Park um die Ecke einen Test fotografieren wollte, wenn man auch schon gelernt hat, wie man einen ICE ausleuchtet.
Irgendwann kam dann Paul (Ripke) und hat mir in den Arsch getreten. Danke nochmal, hahaha.

Die digitale Fotoschule richtet sich an Fotografen, die bessere Bilder machen wollen. Hast Du einen Tipp, außer „mehr fotografieren“?
Ja. Natürlich ist es super und enorm hilfreich sehr viel zu fotografieren, daran scheitert es ja leider bei vielen. Mindestens genauso wichtig ist es aber sich Menschen im Umfeld zu suchen, die Bilder bewerten können. Für mich ist es sehr wichtig einen Kreis von ungefähr acht Leuten zu haben, die mir schonungslos und ehrlich die Meinung zu meinen Bildern sagen. Das sollten im Idealfall natürlich Personen sein, die sich mit Fotografie, Kunst oder Werbung beschäftigen oder aus anderen Gründen ein gutes Auge haben. Und dann muss man selber die Fähigkeit entwickeln, sich daraus wichtige Lehren zu ziehen und sich zu verbessern.

Viele Fotografen haben in der ganzen Debatte rund um Verwertung von eigenen Bildern Ihre eigene Position und reagieren ganz unterschiedlich. Egal ob die Angst das jetzt jeder eine Kamera hat und Fotos macht, oder das jemand die Bilder im Internet stiehlt. Bei ein paar Milliarden Fotos im Netz, wie sieht Du die Zukunft für Fotografen?
Eigentlich ganz entspannt. Solange die Bilder nicht kommerziell genutzt werden- und genau dann wäre es ja eh im Bereich des Anwalts- kann man das auch als Kompliment auffassen. Das Bild scheint ja jemandem zu gefallen, sonst wäre es nicht auf 114 tumblr-Blogs. Ich würde mir wünschen, dass erstmal der ideelle Wert von Fotografie wieder steigt und es immer überall Verlinkung und Fotografenhinweise gibt. Das ist unabdingbare Pflicht und dahin sollte es sich im Netz und in Magazinen wieder entwickeln. Während früher Bands oder Labels für Plattencover und Magazine Fotografen bezahlt haben, hat sich heute ein großer Teil davon ins Internet und auf blogs verlagert, dadurch hat die Qualität und die Bezahlung gelitten. Wie Musik wird auch Fotografie als kostenloses Gut angesehen und ebenso wie bei Musik denke ich das beständiges Quengeln darüber nicht hilft. Das Internet hat Fotografen enorme neue Möglichkeiten geschaffen, unsere Welt völlig verändert und jeden Tag nutze ich diese Vorteile für meinen Beruf.

Was macht Deinen Workflow aus? Fotos planen? Oder aus dem Bauch? Post Production selbst machen oder outsourcen? Gibt es einen Weg den Du immer wieder von der Idee zum fertig Bild gehst?
Die meisten in Deutschland entstehenden Bilder sind sehr durchgeplant, selbst wenn es freie Projekte sind. Ich versuche Unsicherheitsfaktoren auszuschließen, zusätzliche Kosten zu minimieren, meinem Team ein gutes Gefühl zu geben und fotografisch so zu arbeiten, dass meine Bildbearbeiter später nicht unscharfe, verwackelte Fotos retten müssen. Bei Jobs bleibt mir ja eh nicht anderes übrig, ich muss ja mit Art Directoren und Redakteuren die Bilder abstimmen und schon vor dem Schaffensprozess gute Konzepte vorlegen. Ich mag das aber auch sehr gerne, in den meisten Fällen sind das ja auch Leute, die sich mit ihrem Job gut auskennen und so ist es für das Ergebnis absolut förderlich und hilft mir weiter. Im Ausland fotografiere ich logischerweise bei einigen Dingen ohne Kunden vor Ort deutlich situativer, aber da fließt dann immer ’ne Menge von der geplanten Vergangenheit mit rein. Ich versuch immer fokussiert und konzentriert zu arbeiten, das erspart ’ne Menge Ärger und Generve bzw ermöglicht gute Bilder.
Meine Postproduction mach ich fast nie selber. Es gibt Leute, deren Beruf das ist, und genau das sieht man dann auch. Meine Bildbearbeiter von POP. haben außerdem neben der Fähigkeit, gute Bilder deutlich besser zu machen, auch ein gutes Auge (bzw. vier…) und somit immer gute Ideen zur Zusammenstellung von Serien, dem Look und der Verwendung. Wie oben erwähnt ist der Vorgang des Fotografierens zeitlich eher der geringste Teil und es fällt immer ’ne Menge anderes Zeug an. Bei all dem hilft mir meine Repräsentanz Banrap aus Köln aber glücklicherweise, das freut mich sehr.

Was ist Dein Plan/Traum für die nächsten 6-12 Monaten?
Schöne Bilder machen und damit Geld verdienen. Tolle Jobs für gute Kunden machen, interessante Menschen und tolle Landschaft fotografieren. Bei all dem möchte ich auch weiterhin nette Menschen kennenlernen, in der Welt rumkommen und glücklich sein mit dem Beruf den ich habe. Ich werd auch weiterhin eine Menge freie Projekte fotografieren, gerne mindestens eine weitere Ausstellung in diesem Jahr machen und Ende 2012 hoffentlich das Buch über eins der Fotoprojekte veröffentlichen.

Nenne uns bitte ein Buch, welches das Leben unserer Leser verändern wird. Egal ob Roman oder Sachbuch.
„Der Mönch der seinen Ferrari verkaufte“ von Robin Sharma. Großartig.

Welche Frage hätten wir Dir noch stellen müssen? Und was ist die Antwort?
Frage: Lieblingsfußballverein? Antwort: FC St. Pauli

Vielen Dank für Deine Zeit und viel Glück mit allen zukünftigen Projekten.

Easy! Viel Erfolg mit Eurem blog.

Wenn Ihr hier angekommen seid, und immer noch nicht die offizielle Seite von Henning Heide besucht habt… macht das jetzt, und wenn Ihr schon dabei seid, schaut Euch auch Banrap an, die haben ein paar klasse Fotografen im Programm, dass sich ein Besuch immer lohnt.

2 Kommentare

  1. Pingback: Interview mit mir

Kommentare sind geschlossen.